Wir leben in bewegten, hochinteressanten Zeiten. Gerade hatte ich das Vergnügen mir eine Bezeichnung für das ausdenken zu dürfen, was der Fotokünstler Chokebelt da eigentlich macht. Ich denken, Femdom-KI-Künstler trifft es ganz gut. Oder: Femdom-AI-Artist. Auf Deutsch: Chokebelt nutzt Künstliche-Intelligenz-Programme, um Fotos von dominanten Lederherrinnen zu erstellen, die es so gar nicht gibt. Die Ergebnisse sprechen für sich. Sie sind fast zu schön, um wahr zu sein. Es macht Spaß die Bilder ansehen, aber das Ganze macht auch deutlich, dass wir uns auf Fotos als Dokumentationsquellen von Wahrheiten und Tatsachen nicht mehr verlassen können.
Es ist heute möglich, täuschend echt wirkende Bilder am Computer zu erstellen. Deutlich wurde das, als Fotos vom Papst in einer weißen hippen Pufferjacke auftauchten. Oder Fotos von Donald Trump, die zeigten, wie er auf offener Straße von der Polizei verhaftet wird. Das waren gut gemachte Fakes. Erstellt mit KI Programmen. Diese Technik ist also nicht frei von Gefahren. Aber das nur am Rande.
Chokebelt geht es schließlich nicht um Politik, sondern um das Thema Lederherrinnen. Sein Ansatz ist rein künstlerisch. Chokebelt veröffentlicht seine Fotos auf X, ehemals bekannt als Twitter. Er hat sich die Zeit genommen, meine Fragen zu beantworten und mir eine ganze Reihe großartiger Bilder exklusiv zur Verfügung gestellt. Eine kleine Auswahl zeige ich hier. Viel Spaß beim Gucken, Staunen und Lesen.
Lady Sas: Hallo Chokebelt, wie kommt es, dass du auf X/Twitter AI-generierte Fotos von schönen Frauen mit dominanter Ausstrahlung postest?
Femdom KI Künstler Chokebelt: Seit ich denken kann, stehe ich auf Frauen in Leder und Stiefeln. Ich habe mir schon mit 10 Jahren meine Lehrerin im schwarzen Leder-Catsuit vorgestellt. Suzie Quatro fand ich zwar nicht hübsch, aber ihr Lederoutfit hat mich umgehauen.
Ich bin seit Jahren auf Twitter und es ist mittlerweile mein bevorzugtes Unterhaltungsmedium. Mit den anderen sozialen Medien wie Insta und Facebook habe ich nicht so viel am Hut. In letzter Zeit fielen mir auf Twitter Bilder auf, die sehr nah an meinen eigenen Phantasien waren und die offenbar mit Künstlicher Intelligenz (KI) bzw. Artificial Intelligence (AI) gemacht worden waren. Zwei Accounts fielen mir besonders auf, @fixationfcu und @blueisnowblack.
Ich dachte dann, das mit der künstlichen Intelligenz probiere ich auch mal. Und Twitter kannte ich halt.
Femdom KI Künstler Chokebelt im Interview.
Lady Sas: Welchen Hintergrund im BDSM hast du selbst? Was kannst du uns über dich verraten?
Femdom KI Künstler Chokebelt: Meine großen Lieben sind Dominas, Femdom, BDSM allgemein, Leder, Stiefel, Bondage, Atemkontrolle, hier insbesondere Strangulation. Daher auch mein etwas düsterer Name. Ich habe schon oft überlegt, ob ich meinen Nick wechsle, weil er ja doch etwas abschreckend klingt, aber jetzt benutze ich ihn schon so lange, dass ich ihn nicht mehr ändern mag.
Zu meinem BDSM-Hintergrund möchte ich hier nicht ins Detail gehen, aber ich sage mal so: Ich habe meine Vorlieben gründlich ausgelebt. In Berlin geht das.
Lady Sas: Mit welchem Programm generierst Du die Bilder? Nimm uns doch mal ein bisschen mit: Wie ist der Prozess von der Idee bis zum fertigen Bild?
Chokebelt: Ich habe mich umgesehen, ein bisschen rumprobiert. Mein PC ist zu alt, um Stable Diffusion zum Laufen zu bringen, also habe ich nach Online-Möglichkeiten gesucht. Dall-E war mir zu teuer, Midjourney zu kompliziert. Ich bin dann bei PlaygroundAI.com gelandet. Dort kann man mit diversen Stable-Diffusion-Modellen und zusätzlichen Filtern arbeiten. Schon die kostenlose Version ist ziemlich gut und für 10 € im Monat kann man pro Tag 2000 Bilder produzieren, was ich als Schnäppchen empfinde. Ich habe Playground AI erst mit Stable Diffusion XL benutzt, dann Stable Diffusion 1.5. In den letzten Tagen bin ich wieder eher mit SDXL unterwegs, nachdem es ein paar sehr coole neue Filter dafür gibt. Daneben nutze ich Promptchan.ai. Die Seite hat zwar nicht annähernd so viele Möglichkeiten wie Playground, aber dort sind – anders als bei Playground – auch Nackheit und Sex erlaubt. Darüber hinaus hat Promptchan zwei sehr coole Features: Man kann Gesichter echter Personen in das Bild einbauen und man kann Fotos mit Posen von Personen als Vorlage nehmen.
Bevor ich loslege, überlege ich mir, was ich hinterher sehen will. Ich versuche – und ich glaube, das ist auch das Geheimnis meines mich selbt überraschenden Erfolges – mit den Bildern eine Geschichte zu erzählen. Nun ist Twitter denkbar ungeeignet, eine lineare Geschichte darzustellen. Deshalb soll jedes Bild auch für sich allein stehen können. Zu jedem Bild gibt es einen kurzen Bildtext, den Rest macht das Kopfkino des Betrachters.
Zu schön, um wahr zu sein. Bilder kreiert von chokebelt.
Über die erste längere Femdom-Geschichte.
Meine erste längere Geschichte spielt in einer Gesellschaft, in der die Frauen herrschen und handelt von einem Mann, der zum Tode verurteilt wird, weil er Frauen unter den Rock fotografiert hat. Ich schildere aus seiner Sicht die Aufnahme im Hinrichtungszentrum, seine letzte Nacht und schließlich die Hinrichtung am Galgen. Tatsächlich sieht und liest man nichts explizites, die Geschichte findet letztlich nur im Kopf statt.
Diese Geschichte habe ich fertig im Kopf und versuche nun, die Bilder dazu zu produzieren.
Als erstes stehle ich einen guten Prompt, also eine Anweisung an das Programm, was es machen soll. Prompts findet man überall, z. B. bei Prompthero.com oder auch direkt in PlaygroundAI. Gefällt mir ein Prompt, kopiere ich ihn und ändere die Parameter so lange, bis das Bild meinen Vorstellungen entspricht. Nehmen wir an, ich finde ein Bild von einer jungen Frau im Sommerkleid in einem griechischen Dorf. Dann ändere ich das Sommerkleid in Lederkleid, das griechische Dorf in einen viktorianischen Salon und schon komme ich der Sache näher. Wenn alle Einstellungen gesetzt sind, klicke ich auf „Generate“ und gucke, was das Programm mir rauswirft. Das ist oft sehr überraschend und manchmal kreativer, als ich selbst. Das Feintuning dauert dann. Ich ändere die Einstellungen, den Prompt, so lange, bis ich das Bild bekomme, das ich haben will.
Mein Ziel ist es, möglichst natürliche Personen, quasi Fotos zu erstellen. Anime und solche Sachen interessieren mich nicht so, obwohl das erheblich einfacher ist. Nacktheit und explizit sexuelle Handlungen ineressieren mich natürlich auch, aber nicht zur Veröffentlichung. Ich will ja keine Pornographie verbreiten, sondern finde es spannender, diskret zu bleiben und das Kopfkino des Betrachters zu triggern. Jeder kann sich dann ja vorstellen, was unter dem Leder ist.
Über den zeitlichen Aufwand bei der KI-Bilderstellung.
Lady Sas: Wie lange dauert es, bis ein Bild fertig ist? Von der Idee bis zum fertigen Resultat?
Femdom KI Künstler Chokebelt: Das ist sehr unterschiedlich. Manchmal passt ein Bild von Beginn an, manchmal produziere ich hunderte von Bildern, ohne dass ich das Ergebnis bekomme, das ich mir vorstelle. Es ist viel Try and Error. Dazu kommt mein verhängnisvoller Hang zum Perfektionismus. Eigentlich müssen die Bilder im Detail gar nicht perfekt sein. Sie werden in der Regel nur auf einem kleinen Smartphone-Bildschirm angezeigt und es zählt nur der Gesamteindruck. Aber ich sehe in fast jedem Bild Fehler. Heute z. B. habe ich für 13 Bilder, die ich auf Twitter gepostet habe, 2000 Bilder produziert. Das ist natürlich viel Müll dabei, aber eben auch hunderte wunderbare Bilder, die nur nicht in die Story passen. Ich könnte Twitter fluten mit meinen Bildern.
Nachdem ich meine Einstellungen – den „Prompt“ – gesetzt habe, geht das eigentliche Generieren tatsächlich sehr schnell. Ich kann das Erstellen von bis zu vier verschiedenen Bildern gleichzeitig auswählen. Nachdem ich „Generate“ geklickt habe, erscheinen die Bilder nach etwa ein bis drei Minuten.
Lady Sas: Was inspiriert dich bei den Bildern?
Femdom KI Künstler Chokebelt: Ich mache natürlich vor allem Sachen, die mir selbst gefallen, versuche aber auch, Abwechslung rein zu bringen. Die besten KI-Sachen kommen im Moment aus Japan; die dortigen AI-Künstler sind unglaublich gut. Manche dieser Künstler haben allerdings einen sehr festen Stil und machen letztlich immer dasselbe. Das möchte ich vermeiden. Aber ein paar Themen ziehe sich natürlich auch bei mir durch. Frauen und Leder sind praktisch immer im Bild. Eine festen, wiedererkennbaren Stil habe ich noch nicht. Mal sehen, was die Zukunft bringt.
Über die Problemfelder bei der Bilderstellung mit KI-Programmen
Lady Sas: Woher kommt Dein Ehrgeiz, täglich etwas Neues zu posten?
Femdom KI Künstler Chokebelt: Die traurige Wahrheit? Ruhmsucht. Ich erfreue mich an Klickzahlen, Likes, Kommentaren. Ich starre stundenlang aufs Handy und bin süchtig nach Reaktionen. Bevor ich mit KI angefangen habe, hatte ich zwischen 100 bis 300 Follower, je nachdem, ob Twitter gerade die Bots rausgeworfen hatte oder nicht. Jetzt habe ich fast 2000 Follower. Ich fürchte, ich verplempere mit meinem neuen Hobby eine Menge Lebenszeit.
Lady Sas: Meistens ist die AI-Kamera recht nah dran an den Frauen dran und zeigt sie im Profil. Hat das einen Grund?
Femdom KI Künstler Chokebelt: Es hat vor allem technische Gründe. KI hat mit bestimmten Sachen immer noch Probleme. Weit entfernte Gesichter – und ein Gesicht ist schon weit entfernt, wenn man ein Ganzkörperporträt macht – sind oft verzerrt, manchmal nur noch ein Pixelhaufen. Wenn man Personen sitzen oder liegen lässt, sind die Beine oft verdreht, manchmal bekommen die Personen drei oder mehr Beine. Das zu steuern, ist sehr mühsam. Und dann lässt man die Beine eben weg. Das ist oft schade, weil ich ja gerade Stiefel liebe. Man darf aber auch nicht vergessen, dass ich blutiger Anfänger bin. Ich habe vor gerade mal sechs Wochen angefangen, KI-Bilder zu produzieren.
Ob die Personen von vorn oder im Profil gezeigt werde, ist allerdings egal. Es ist mir auch noch gar nicht aufgefallen, dass meine Figuren überwiegend im Profil dargestellt sind.
Lady Sas: Ich habe gehört, dass AI vor allem mit Händen noch Probleme hat. Sechs Finger sind da keine Seltenheit. Wo siehst du im Moment die größten Schwierigkeiten?
Femdom KI Künstler Chokebelt: Hände sind definitiv ein Problem. Deswegen lassen viele KI-Künstler – und ich auch – die Hände einfach weg. Ich denke aber, dass dies in den nächsten Jahren oder gar Monaten besser werden wird. Es gibt jetzt schon Filter, bei denen die Hände okay sind. Zur Not lässt man die Generierung so oft durchlaufen, bis die Hände gut aussehen. Schwierig sind, wie schon gesagt, auch Gesichter, die weiter entfernt sind. Mehrere Personen in einem Bild habe ich auch noch nicht im Griff. Manchmal hat eine Person zwei Köpfe oder mehrere Körper sind ineinander verwachsen. Es ist oft ein Horrorkabinett. BDSM-Spielzeug bekomme ich auch nicht richtig hin. Handschellen, Seile oder Peitschen lassen sich nicht oder nur schlecht darstellen. Dafür sieht Leder mittlerweile richtig gut aus. Besser als das Original 😉
Femdom KI Künstler Chokebelt über die Licht- und Schattenseiten der künstlichen Intelligenz
Lady Sas: Wie schätzt du das Thema AI ganz grundsätzlich ein? Wie stehst du dazu? Siehst du auch Schattenseiten und Risiken?
Femdom KI Künstler Chokebelt: Ich bin von den Möglichkeiten der AI oder KI völlig begeistert und staune jeden Tag, was einem künstlerisch eher unbegabten Menschen wie mir durch die KI ermöglicht wird. Die Entwicklung rast und wir werden in den nächsten Jahren Bilder sehen, die von der Realität nicht mehr zu unterscheiden sind. Die Möglichkeit, eigene Phantasien in sichtbare Bilder umzusetzen, fasziniert mich total.
Natürlich gibt es auch negative Seiten. Bilder werden keine Beweiskraft mehr haben, aber das ist nicht so dramatisch. Auch heute wird schon mit Fotos gelogen. Die Möglichkeit, mit der KI auch illegale Inhalte zu produzieren, ist natürlich ein Problem. Grafiker und Fotografen werden sich umstellen müssen, vielleicht werden sie auch arbeitslos.
Insgesamt blicke ich optimistisch in die Zukunft. Die KI ist ein wunderbares Spielzeug, mit dem ich viel Spaß habe. Und ich freue mich darauf, meine Arbeiten mit der Twitter-Gemeinde zu teilen. Offenbar gibt es eine Menge Leute, die ganz ähnlich ticken wie ich. Das ist doch wunderbar.
Lady Sas: Vielen Dank für Deine Zeit und die viele großartigen Bilder.
Ja, die von der Matrix erschaffenen „Geschöpfe“ sind allesamt toll anzusehen.
Was mich stört, oder zumindest irritiert sind zwei Aspekte.
Zum einen die makellosigkeit der „Schöpfungen“.
Hiermit wird weiterhin das Klischee bestärkt und verfestigt, eine private FemDom sei stets ein Wesen, wie aus einem Traum.
Dabei sind es in der Realität beinahe ganz normale Frauen, nur mit der wunderbaren zusätzlichen Eigenschaft dominant zu sein gesegnet.
Und diese ist überhaupt nicht abhängig von Ihrer jeweiligen Bekleidung, einem klischeehaften Auftreten oder Gebaren.
Sie sind schlicht und einfach dominant und sonst Frau, wie jede andere.
Der zweite Punkt, der mir Kopfzerbrechen bereitet, ist das „Schöpferische“ einer Maschine.
Gerade diese Eigenschaft, des schöpfenden, kreativen und nicht linear denkenden Geistes unterschied uns bisher, von den rein rechnenden Maschinen.
Kommt es wirklich bald soweit, wie dieser kluge Mann vermutet hat?
Anders als unser Intellekt verdoppeln Computer ihre Leistung alle 18 Monate. Daher ist die Gefahr real, dass sie Intelligenz entwickeln und die Welt übernehmen.
[Stephen Hawking]