Im Rahmen der Femdom-Interviewreihe habe ich heute die private Herrin Mistress Feisty zu Gast. Eine interessante Abwechslung aus dem privaten Bereich, denn überwiegend kommen hier ja professionelle Dominas zu Wort. Ich wünsche eine inspirierende Lektüre.
Femdom Mistress Feisty im Interview
Lady Sas: Liebe Mistress Feisty, inzwischen ist es ein guter Brauch, dass ich am Beginn des Interviews frage, wie das mit dem bizarren Bereich bei Dir angefangen hat?
Mistress Feisty: Das find schon sehr früh los. So mit 16 Jahren bekam ich die „Geschichte der O“ in die Hand. Beim Lesen merkte ich, dass es mich irgendwie „bewegte“, nur fand ich es schlimm, dass die Frauen die devote Rolle hatten. Ich wünschte mir Sir Steven zu sein. 🙂
Irgendwie war ich dann lange in der Annahme, dass man SO nur als Mann leben kann und es vielleicht keine männlichen Sklaven gab. Da ich aber immer die dominantere war, auch in meiner ersten festen Beziehung, fing der Kampf mit der Männerwelt an. Ich wurde als rechthaberisch, zu bestimmend und „alles muss nach deiner Nase gehen“ gesehen, somit waren meine Beziehungen von kurzer Dauer, obwohl meine Freunde damals alle schon recht devot waren. Aber das ging ja nicht, gesellschaftlich und auch die Kerle mussten ja den Macho raushängen lassen.
Als ich dann Anfang der 90er in die USA gezogen bin und bei AOL viele Gleichgesinnte kennenlernte, war mir das erste mal bewusst, dass ich nicht alleine bin. Und die Reise konnte losgehen. Hier in Deutschland hatte ich weder einen Zugang zur Szene, wusste nicht mal, dass es diese gibt, noch hatte ich Leute gekannt die diesen alternativen Lebensstil lebten.
Lady Sas: Du hast einen interessanten Namen. Wie kamst Du darauf? Was steckt dahinter?
Mistress Feisty: Den Namen gab mit mein Mentor in den USA. Er nannte mich feisty, da seine Versuche mich erst mal zu unterwerfen kläglich scheiterten. Er war der Meinung, dass eine Domme erst mal die Seite der Sklavin kennen sollte um eine gute Domme zu werden. Ich glaube auch heute, dass ich nicht devot sein muss um eine devote Person gut führen zu können. Somit hieß ich Miss Feisty on- und offline. Er meinte, dass ich das Mistress erst bekomme wenn ich soweit bin. Irgendwann in der SZ habe ich dann Miss in Misteress geändert. 🙂
Unmöglich, in der Vanillawelt glücklich zu werden.
Lady Sas: Was fasziniert Dich am BDSM?
Mistress Feisty: Für mich ist es eben, wie oben schon gesagt, ein alternativer Lebensstil. Durch meine ganzen Erfahrungen ist mir einfach irgendwann klar geworden, dass ich niemals in der Vanillawelt glücklich werden kann. Praktisch hat es auch nicht geklappt. Ich habe es natürlich versucht. Eine normale Beziehung zu führen und dem ganzen BDSM Kram den Rücken zu kehren. Viele dominante Damen kennen das. Der Richtige ist unauffindbar, man kommt sich vor als hätte man einfach nicht alle Tassen im Schrank. Warum kann man nicht normal sein. Warum bin ich sadistisch, warum kann ich nicht einfach auf Augenhöhe mit dem Partner sein, warum muss ich herrschen, bestimmen, dominieren, hauen, etc etc. Seit über 10 Jahren ist mir egal warum dies und warum das. Es ist einfach so. Dieser Lebensstil passt zu mir. Ich kann ich sein und ich treffe Leute die eben genau dies auch wollen. Ich mag Harmonie und Gleichgewicht. Ich will einfach glücklich sein und mein Leben nicht nach fremden Normen und gesellschaftlicher Akzeptanz leben. Ich habe ein Tattoo auf dem linken Unterarm. „My life, My rules“. So sehe ich das. 🙂
Lady Sas: Erkläre uns bitte, was Du unter „D/s“ verstehst.
Mistress Feisty: D/s beschreibt für mich das Rollenverhältnis. Dominant und submissiv. Klare Rollenverteilung und klares Machtverhältnis, was ja auch das große D und das kleine s beschreibt. Vor allem online mag ich ich diese Symbolik unterstützt durch die Groß- und Kleinschreibung. Ich mache dadurch nicht mein Gegenüber klein oder wertlos oder stelle mich dar als Göttin oder oder. Ich finde es einfach nur schön. Genau so wie das Siezen und Mistress oder Herrin genannt zu werden. Es ist kein Getue, es ist einfach mein Zuhause. D/s hat für mich mit Tiefe zu tun, mit Nähe, Vertrauen, Hingabe, Verbindlichkeit, Emotionen und Erfüllung der Sehnsüchte und der Bedürfnisse.
12 Sekunden auf der devoten Seite.
Lady Sas: Hast Du auch mal die devote Seite ausprobiert?
Mistress Feisty: Nein. Die 12 Sekunden damals mit meinem Mentor waren einfach nicht meins. Es hat auch nichts damit zu tun, dass ich mich da nur anstelle oder Angst habe mich zu unterwerfen oder die Kontrolle abgeben zu müssen. Ich will es einfach nicht.
Lady Sas: Woran liegt es wohl, dass man den Eindruck hat, es gäbe kaum private Femdoms?
Mistress Feisty: Vielleicht weil sie wirklich privat sind oder weil sie sich nur der Nachfrage anpassen und gar nicht dominant sind. Ich habe viele „dominante“ Frauen kennengelernt und dachte mir, sie haben nicht mal das D von dominant. Sie waren vielleicht nur sadistisch, was ja vollkommen ok ist, oder sie haben es nur für ihren Kerl getan.
Ich würde sehr gerne mehr von ihnen kennen. Frauen wie Du und ich, die einen Job haben, Kinder, ein gutes soziales Umfeld und eben auch einen oder mehrere Fleischlinge, die ihnen zu Füßen liegen. 🙂
Wie siehst Du Profi-Dominas, Mistress Feisty?
Lady Sas: Wie siehst Du Profi-Dominas? Würde diese Tätigkeit für Dich in Frage kommen?
Mistress Feisty: Das ist keine einfache Frage. Ich möchte niemanden Unrecht tun aber ich habe meine Meinung dazu. Einerseits finde ich es als Dienstleistung gut. Kerle die zu Dominas gehen haben vielleicht keine andere Möglichkeit oder wollen eben nur ihre Vorlieben ausleben. Das ist vollkommen legitim. Aber für mich hat das nichts mit D/s zu tun sondern reinem SM. Ist eben ein Service und Kerle zahlen dafür. Das Problem ist, dass diese Kerle auch dominante Damen anschreiben die keine Pro-Dominas sind und sich mit ihrem Wunschzettel anstellen und denken, wir sind eben die günstigere Variante. Diese Kerle wundern sich dann, wenn ihre wünsche eben nicht im Vordergrund stehen. Solche sortiere ich schnell aus.
Es gibt bestimmt viele Dominas die auch dominant sind aber die meisten sind es nicht. Das ganze Schauspiel ist gegen meinen Glauben. Wer dient hier wem?
Für mich kommt es nicht in Frage meine Leidenschaft an Kerle zu verkaufen. Auch ohne Wunschliste würde ich dafür nicht Geld nehmen und jeden bespielen. Ich sehen den Mann nun mal als meinen Entertainer und meinen Lusterfüller. Das bekommt man bei gutem Benehmen auch kostenlos.
Lady Sas: Du bist im Joyclub angemeldet. Wie sind Deine Erfahrungen mit den Anschreiben der Männer?
Mistress Feisty: Es gibt, wie überall, gute Beispiele und auch schlechte. Hier ist es auch einfach die Spreu vom Weizen zu trennen aber leider überwiegt im JoyClub auch immer nur die Gier nach dem sexuellen Erlebnis als nach wahrhafter Hingabe und echtem D/s. So viele Fetische, so viele Wunschzettel und so viele Neigungen. Der Mensch bzw. die Frau ist oft nur das Werkzeug aber eben kostenlos.
Bitte nicht falsch verstehen. Mir ist klar, dass jeder Mensch seine Wünsche hat und besonders Männer, die lange nicht zugeben konnten, dass sie eben devot sind, wollen sicherstellen, dass sie auch leben können was sie brauchen. Und es gibt eben auch genug Frauen, wie oben bereits beschrieben, die so tun als ob sie dominant sind um den Mann zu bekommen und wenn dann Liebe dazu kommt, wird oft diese Liebe als Hindernis genannt SM weiter ausleben zu können. Ich verstehe nicht wie Frauen sagen können, dass sie den Mann den sie lieben nicht mehr hauen können. Bei mir ist es genau umgekehrt. Je mehr ich empfinde umso mehr Lust habe ich ihm weh zu tun. 🙂 Dann kommen diese Männer (Status: vergeben) in den JC und suchen nebenher eine Domme, weil sie zuhause nicht mehr bekommen was sie suchen. Das war jetzt ein kleiner Exkurs, sorry. 🙂
Lady Sas: Hast Du Tipps für das erste Anschreiben eines Manns?
Mistress Feisty: Es sollte höflich sein, sich kurz vorstellen, nicht seine 8000 Neigungen und Fetische nennen, erst mal siezen (die Dame wird schon sagen ob sie das mag oder nicht), sein Interesse bekunden, anmerken was ihn aus dem Profil angesprochen hat, ihr anbieten mehr über sich zu erzählen nach Wunsch und sich mit Namen erst mal verabschieden. Nicht sklave oder usb xy schreiben. Finde ich ganz schrecklich. Und auch in der ersten Mail einen falschen Namen zu nennen ist für mich ein Aus Kriterium. Man(n) fährt am besten, wenn man fragt wie es nun weiter gehen soll.
(Anmerkung von Lady Sas: Eine ausführliche Hilfe, wie Du als Sub ein Anschreiben am besten gestaltest und Dich für eine private Herrin interessant machst, findest Du übrigens in meinem Buch „Sklaventraining“.)
Was ist eine Reaktionsfetischistin?
Lady Sas: Du bezeichnest Dich als „Reaktionsfetischistin“. Was bedeutet das?
Mistress Feisty: Ich brauche Feedback von meinem Gegenüber. Ich muss sehen, dass er es entweder genießt, oder auch nicht :). Er muss vokal sein, der Körper muss sprechen (Mir reicht hier nicht ein steifer Penis. Oft sagt ein schlaffer mehr. 🙂 ). Ich muss ihn fühlen können. Ein zu passiver und extrem ruhiger Sklave ist eher nichts für mich.
Lady Sas: Hast Du manchmal Angst davor, in einer Session so in Fahrt zu sein, dass Du zu weit gehst?
Mistress Feisty: Ganz klar nein! Kontrolle verlieren wäre für mich der Punkt, an dem ich die Gerte an den Nagel hängen würde. Auch wenn ich, je nach Gegenunter durchaus auch ein Fan von RACK anstatt SSC bin, zu weit gegangen bin ich noch nicht.
Lady Sas: Wie sehen Deine Pläne für die Zukunft aus?
Mistress Feisty: Was kann man schon wirklich planen. Ich lasse mich treiben, lebe und versuche zu genießen und glücklich zu sein.
Lady Sas: Danke für diese Einblicke.