Während der Corona-Krise gab es einige Dominas, die die Peitsche an den Nagel gehängt haben. Umso schöner, dass es auch Damen gibt, die die Szene neu bereichern. Eine dieser noch recht neuen Dominas ist Aurelia von Foxx aus Dresden. Im Interview dürfen wir mehr über sie erfahren. Enjoy.
Lady Sas: Liebe Aurelia, bitte beschreibe uns, wie Du auf den bizarren Bereich aufmerksam geworden bist. Wie fing das alles bei Dir an – und wie ging es weiter?
Aurelia van Foxx: Zunächst einmal vielen Dank für die Einladung zu diesem Interview! Gerade als Newcomerin habe ich mich total gefreut von dir zu hören.
Um deine erste Frage zu beantworten muss ich etwas ausholen: Sexualität hat seit meiner Pubertät einen essentiellen Stellenwert in meinem Leben und in meinen Partnerschaften eingenommen. Dabei hat frühzeitig das Spiel mit Macht und Dominanz Eindruck bei mir hinterlassen. Ich habe daraufhin sehr viel ausprobiert und mich immer wieder mit Menschen in meinem Umfeld ausgetauscht – meine engsten Freunde waren dann entsprechend auch nicht verwundert, als ich ihnen sagte, dass ich mich als Domina selbständig machen werde.
Nachdem ich also privat schon einiges von der bizarren Welt gesehen hatte, war der Weg zur Domina nicht mehr weit – zu stark war der Reiz, die Chance zu nutzen und beruflich das zu tun, worin ich privat total viel Erfüllung finde. Das, gepaart mit dem Wunsch nach einem Ausbruch aus den konventionellen „Fesseln“ des Arbeitsmarktes und der Gelegenheit mich zu verwirklichen und weiterzuentwickeln, hat mich dazu bewegt.
Aurelia van Foxx im Interview
Lady Sas: Was fasziniert Dich an BDSM?
Aurelia van Foxx: BDSM ist für mich in erster Linie eine unendlich groß erscheinende Spielwiese in unseren Köpfen. Es ist ein Kosmos, der einzig durch Vorstellungskraft und Fantasie begrenzt ist. Ich vergleiche die BDSM-Welt daher gerne mit dem Wunderland von Alice, nur eben für Erwachsene.
Sehr spannend finde ich in diesem Zusammenhang die, für Nicht-BDSMler, absurd klingenden Fetische und Fantasien, mit denen ich in der Vergangenheit in meinem Privatleben kaum Berührungspunkte hatte, die nun aber zu meinem Alltag gehören: Looning, Ekel-Specials, Forced Bi Games, um hier nur einige zu nennen. Mich fasziniert vor allem die Vielfalt, die diese sexuelle Spielart mit sich bringt und dass es eben häufig gerade nicht um den schnellen nächsten Kick, den nächsten Orgasmus, geht, sondern dass BDSM sehr viel tiefer geht und Glücksgefühle hervorrufen kann, die sonst kaum erreichbar sind.
Ich teile jedenfalls die Auffassung, dass insbesondere beim Praktizieren von BDSM unser Gehirn das entscheidende Sexualorgan ist. Es geht hier um die Inszenierungen von im Kopf gereiften Ideen und Fantasien. Meinen Job als Domina verstehe ich dann auch genauso: Meine Aufgabe ist es, im Vorfeld die Träume meiner Gäste klar zu identifizieren, mich darauf intensiv einzustellen und entsprechend sorgfältige Vorbereitungen zu treffen, um dann in der Session mit meiner Inszenierung die richtigen Triggerpunkte anzusprechen.
Für mich persönlich ist es dann auch immer ein Glücksmoment, wenn ich, durch meine Art BDSM zu interpretieren, mir bisher unbekannte Menschen nach einer Session mit einem Grinsen auf dem Gesicht glücklich in ihren Alltag entlassen kann. Schön, dass es dich gibt, BDSM.
Lady Sas: Aurelia van Foxx ist ein interessanter Name. Verbindest Du damit eine besondere Aussage?
Aurelia van Foxx: Der Name „Aurelia“ kommt aus dem lateinischen, bezieht sich auf einen Sonnengott und bedeutet so viel wie die „aus Gold gemachte“ – ein, wie ich finde, wunderschön daherkommender, klassischer Name mit Pathos. Er passt auch deshalb so gut zu mir, da ich im Übrigen gerne Goldschmuck trage und mit meinen golden-rötlich-schimmernden Haaren auch ein wenig „fuchsig“ wirke. Das ist dann auch die Erklärung für den Nachnamen Foxx.
„Ich bin höflich, aber bestimmend“ – Aurelia van Foxx
Lady Sas: Wie würdest Du Dich selbst und Deinen bizarren Stil beschreiben?
Aurelia van Foxx: Es ist etwas schwierig für mich die Frage nach meinem Stil zu beantworten – wahrscheinlich müsstest Du dazu mal meine Gäste befragen. Wobei, auch da wirst du vermutlich dann ganz unterschiedliche Antworten bekommen.
Ich kann es so pauschal nicht sagen, da ich mich bewusst entschieden habe, mich nicht auf eine Rolle zu beschränken bzw. mich auf einen bestimmten Stil festzulegen. Wie ich in einer Session auftrete ist abhängig davon, welche Vorstellungen ein Gast mitbringt – da bin ich natürlich auch Dienstleisterin mit dem Anspruch, möglichst nah an das Bild aus dem Kopfkino zu kommen. Und es ist ja nun mal ein Unterschied, ob mich ein erfahrener Flagellant oder ein Newbee besucht, der beispielsweise mein Kinky-Wellness-Angebot erleben möchte. Wieder komplett anders trete ich auf als Frau Dr. Aurelia van Foxx auf, wenn z. B. eine Vorsorgeuntersuchung ansteht.
Ein Aspekt, der fast immer einer Rolle bei mir spielt, ist das Spiel mit meinen weiblichen Reizen: Weil ich mich als selbstbewusste Frau in meinem Körper sehr wohl fühle, überträgt sich das auf mein Umfeld und hilft mir natürlich auch in den Sessions. Einen Gast mit gezielten Einblicken bis zur Schmerzgrenze zu teasen, macht mir jedesmal aufs Neue total viel Spaß und ich gehe da, zumindest wenn es sich anbietet, auch ein Stück weiter als „klassische Dominas”, wenn ich z. B. auch Nacktsessions oder Cuckold-Erziehung anbiete.
Eine Frage des Stils ist sicherlich auch, dass ich in meinen Sessions verschiedene Spielarten kombiniere. Beispielsweise übertrage ich sehr gerne spezielle Elemente aus dem weißen Bereich in den schwarzen Bereich und umgekehrt.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Ich bin höflich aber bestimmend – so sind zumindest oftmals die Ansagen gegenüber meinen Gästen. Konsequenz gepaart mit viel Fantasie sind dabei meine besten Ratgeber während einer Session.
Lady Sas: Du bietest als Dr. Van Foxx Klinik-Erotik an. Wie würdest Du diesen Bereich beschreiben? Um was geht es hier und welche Phantasien stehen hier im Mittelpunkt?
Aurelia van Foxx: Der Klinik-fetisch hat seinen ganz eigenen Reiz: Mit der strengen Ärztin Frau Dr. Aurelia van Foxx oder – bei Angstpatienten sehr beliebt – einfühlsamen Schwester, tauchen die Gäste in das Setting einer Vorsorgeuntersuchung, betriebsärztlichen Untersuchung oder Musterung ein. Meine Gäste erleben in der Fetisch-Klinik in Dresden einen Arzt-Besuch der anderen Art: mit beeindruckend authentischer Klinikausstattung, OP-Saal und Pflegeraum werden Fantasien von OP-Simulation über Rektoskopie bis hin zu Windelerziehung Wirklichkeit.
Aurelia van Foxx über die BDSM-Szene in Dresden
Lady Sas: Du bist in Dresden tätig. Was kannst Du uns über die BDSM-Szene in Dresden sagen?
Aurelia van Foxx: Die BDSM-Szene in Dresden ist, entsprechend der Größe der Stadt, überschaubar und natürlich nicht vergleichbar mit der Vielfalt wie sie in Berlin zu finden ist. Allerdings kann man schon sagen, dass es hier dennoch vielfältig und bunt ist. Es gibt in der Region eine Reihe an etablierten Fetisch- und BDSM-Partys, die regelmäßig stattfinden genauso wie szenetypische Stammtisch-Formate. Zudem haben wir mit dem „Rubbermagic” einen weit über die die Grenzen der Landeshauptstadt bekannte Manufaktur für Latexliebhaber. Meine Empfehlung für den nächsten Besuch in Dresden, denn hier erfährt man nebenbei auch das neuste Szenegeflüster.
Im professionellen Kontext gibt es in Dresden mehrere Studios und mit der Fetisch-Klinik Dresden auch mindestens eins mit internationaler Strahlkraft – mit Stammgästen z. B. aus Italien und Schweden – ganz einfach weil es mit seiner umfangreichen Ausstattung einzigartig ist.
Neben einigen Dresdner Kolleginnen, die auch national und international unterwegs sind, ist Syonera von Styx wohl die über die Stadtgrenzen hinaus bekannteste Institution in der Dominaszene.
Lady Sas: Wie erlebst Du die Corona-Zeit? Wie bist Du damit umgegangen, keine Termine anbieten zu können?
Aurelia van Foxx: Glücklicherweise haben mich die Corona-Einschränkungen nicht betroffen. Zu der Zeit habe ich angefangen mein Business zu planen und bin erst damit gestartet, als es wieder möglich war, Prostitutionsstätten zu öffnen.
In dieser Vorbereitungsphase, wo sowieso nichts ging, habe ich auch verschiedene Dinge im Online-Bereich ausprobiert: meine Social Media Präsenz ausgebaut, mein Angebot auf OnlyFans geschärft und dadurch auch einiges an Onlineerziehung umgesetzt.
Was inspiriert Dich?
Lady Sas: Wie kommst Du auf neue Ideen für Sessions? Was inspiriert Dich?
Aurelia van Foxx: Meine Inspiration schöpfe ich im Wesentlichen aus zwei Quellen, die sich gegenseitig hervorragend befruchten: durch meine Gäste und über privaten Austausch. In meiner öffentlichen Kommunikation betone ich immer wieder, dass ich mich nicht auf einen ganz spezifischen bizarren Stil beschränke, sondern erstmal grundsätzlich offen bin für alle erdenklichen Szenarien. Und das meine ich auch so! Ich animiere meine Gäste, sich mir zu öffnen und ihre Fantasien frei auszusprechen. Und das machen sie glücklicherweise häufig auch. Obwohl ich ja noch nicht so lange im Business bin, bekomme ich immer wieder auch sehr außergewöhnliche Anfragen. Ich freue mich dann immer, weil es jedes Mal ein neuer Impuls ist, selbst wenn ich dann auch mal etwas ablehnen muss, wenn es meine Grenzen überschreitet.
Die zweite Inspirationsquelle sind meine privaten BDSM-Erfahrungen und der Austausch mit meinem direkten Umfeld. Einige außergewöhnliche Dinge, die ich in Sessions mit meinen Gästen umsetze stammen daher auch aus Ideen, die in gemütlicher Runde bei einem Glas Wein entstanden sind, und nicht selten dann auch erstmal in privater Atmosphäre praktisch ausprobiert wurden.
Lady Sas: Was machst Du in Deiner Freizeit? Hast Du Hobbys?
Aurelia van Foxx: Ich bin glücklich, ein wirtschaftlich verwertbares Hobby zu haben, das mir so viel Spaß macht, dass ich häufig nicht bemerke, dass es eigentlich ein Job ist. Aber darüber hinaus: Ich liebe es zu reisen, viel von der Welt zu sehen und mich mit den Menschen vor Ort auszutauschen – leider ist das momentan sehr schwierig. Aber da ich es liebe, zu essen und zu kochen, hole ich mir gerne die kulinarische Vielfalt aus der Welt in meine Küche. Kunst und Kultur sind ebenfalls Dinge, mit denen ich mich privat wahnsinnig gerne beschäftige.
Wie sehen Deine Pläne für die Zukunft aus?
Lady Sas: Wie sehen Deine Pläne für die Zukunft aus?
Aurelia van Foxx: Kurz- und mittelfristig möchte ich mich zunächst weiter als professionelle Domina etablieren. Ich möchte gerne weitere Studios und Kolleginnen im In- und Ausland kennenlernen, um mich weiterzuentwickeln und ggf. auch die Bandbreite meiner Services weiter auszubauen.
Der klassische Domina-Service im Studio, der unter dem Label DominaDresden.comläuft, ist aber bei weitem nicht das einzige, woran ich arbeite: Ich habe verschiedene Projekte in der Pipeline, mit denen es zukünftig noch ein paar Überraschungen geben wird. Ich schreibe sehr gerne und mich interessiert das Filmen. Der Erotik-/Pornomarkt ist übersättigt, allerdings ist es sehr auffällig, dass auch im BDSM- und Fetisch-Genre nur wenig innovative Arbeiten im Umlauf sind. Und an dieser Stelle möchte ich gerne ansetzen. Schauen wir mal, was ich zukünftig von meinen Ideen umsetzen kann.
Mein langfristiges Ziel ist es, Aurelia van Foxx als etablierte Marke im Bizarr- und Fetischbereich aufzubauen und dabei wird es eben ausdrücklich nicht nur um die „Domina” Aurelia gehen.
Lady Sas: Danke für das Interview.