BDSM und die Liebe

BDSM und die Liebe
BDSM und die Liebe

Letztes Jahr habe ich zwar an Büchern gearbeitet, aber es kaum geschafft, sie fertig zu stellen. Einen gewissen Anteil an diesem Umstand hatten die vielen, vielen E-Mails, die ich beantwortet habe. Ich habe das gerne gemacht und versuche immer zu antworten, wenn ich das Gefühl habe, jemand hat sich ehrlich mit mir auseinandergesetzt. 

Nun möchte ich diese 1-zu-1-Korrespondenzen in anonymer Form auf meine Website verlagern – soweit das möglich ist. Denn hier haben alle etwas davon. Besonders wichtig ist mir, sämtliche Mails mit Erlaubnis des Absenders und ohne Namen ganz diskret zu veröffentlichen.

Leser T. mit einer sehr persönlichen Frage

Den Anfang habe ich gekürzt und so fängt der Kommentar mit seiner eigentlichen Frage an. T. bezieht sich am Anfang auf den Beginn meiner Femdom-Leidenschaft, die ich nach meiner Scheidung erst richtig entdecken und entfalten konnte (ausführlich beschrieben in meinem Buch „Plötzlich Domina„).

<<Sehr verehrte Lady Sas,

(…)

Ich versuche mal den Kern meiner Frage zu konkretisieren. Wenn ein über alles (!) geliebter Mensch von einem geht und man irgendwann merkt, dass es dafür keinen Ersatz geben wird (wie vielleicht in ganz jungen Jahren), wie geht man mit dieser totalen Ohnmacht um? Muss man zwangsläufig dominant oder devot werden und auf eine Parallelwelt ausweichen?

Ich bin etwas älter als Sie, meine Tochter war viel jünger, wie Ihre Tochter zu dem Zeitpunkt x. Ich habe damals meine jüngere Frau durch den Krebstod verloren. Eine wie in jungen Jahren erträumte jahrelange intensive Beziehung auf allen Ebenen. Eine traumhaft schöne und intelligente, eigenwillige Frau…

Wenn sich diese intensive Nähe nach zahlreichen neuen Anläufen nicht mehr einstellen läßt, kann man nur noch von diesen früheren Tagen träumen. Dabei träume ich noch heute von den mehrmals am Tag stattfindenden (… schweift ab, diese Dinge spare ich jetzt mal aus, Anmerkung von Lady Sas).

Ich habe dann in der Phase des langwierigen Abschiedes ernsthafter angefangen, devote Träume zu pflegen. Ich habe an ihren Kleidern, an ihren Höschen gerochen und hätte alles gegeben, sie wieder zurück zu holen in Gesundheit. Oder wenigstens ein klein wenig…

Meine Sehnsucht mündet heute an dem Punkt in Unsicherheit, weil ich wirklich nicht weiß, ob ich besser einen Psychiater aufsuchen sollte oder eine Herrin suchen sollte (München), die mir den Weg der Unterwerfung weist. Der Gedanke an zweiteres bereitet mir mehr Lust 🙂

Der Weg des Sklaven führt in die Aufgabe des eigenen Sexlebens. Der Weg der Herrin ist grenzenlos in dieser Hinsicht. Er wird es auch sein. Eine Herrin wird nicht ohne echten Sex leben. Ein Stiefellecker wird erregt sein, seine Herrin wird das genießen. Es wird ihr aber nicht die (!) Befriedigung geben wie ihm. Sie holt sich darüber hinaus das, was sie braucht und was ihr gehört. Das glaube ich zumindest. Führt also eine solche Beziehung zu einer anderen Form der Liebe – zumindest des Sklaven zu seiner Herrin – so stirbt er u.U. tausend Tode. Je nachdem, was sie sich alles nimmt. Der Weg muss für den Sklaven nüchtern überlegt sein, wenn er bereit ist bedingungslos zu geben.

Ich bemerke jetzt, dass ich kaum erwarten kann, von Ihnen eine so persönliche Antwort bekommen zu dürfen. Wenn Sie mir aber hinsichtlich der Frage „Psychiater oder Herrin“ noch einen Ratschlag geben würden, wäre ich bereits glücklich.

(…)

Mit herzlichen Grüßen
T. >>

Antwort von Lady Sas.

Lieber T.,

in der Tat: eine sehr persönliche Frage. Ich habe lange überlegt und mich nun doch entschlossen, Deine Gedanken auf den Blog zu veröffentlichen – wenn auch etwas abgespeckt und auf das Wesentliche fokussiert. Aus meiner Sicht gibt es erhebliche Punkte, die ich völlig anders beurteile. Und ich denke, es ist vielleicht für den einen oder anderen Leser interessant, wenn ich diese Punkte darstelle.

<<Wenn ein über alles (!) geliebter Mensch von einem geht und man irgendwann merkt, dass es dafür keinen Ersatz geben wird (wie vielleicht in ganz jungen Jahren), wie geht man mit dieser totalen Ohnmacht um? Muss man zwangsläufig dominant oder devot werden und auf eine Parallelwelt ausweichen?>>
Ich kann schon bei diesem Gedanken nicht zustimmen, denn das hieße ja, dass man nicht mehr an die Liebe glaubt. Ich denke, man darf nie aufgeben. Niemals.  Gerade bei der Liebe. Hoffnung muss und kann es immer geben. 

Aber: Ich denke, man muss sich von der Vorstellung verabschieden, eine vergleichbare oder ähnliche Beziehung zu finden. Diese eine, ganz besondere Liebe war einzigartig. Man kann sie nicht kopieren. Aber man kann eine ganz neue, ganz andere Liebe finden. Daran dürfen wir fest glauben. Das ist es auch, was man gegen die Ohnmacht tun kann. Hoffnung ist stärker als Ohnmacht. Also lautet mein Rat: Lass die Hoffnung zu, dann verschwindet die Ohnmacht.

Sicher muss man nicht in eine Parallelwelt ausweichen oder devot bzw. dominant werden. Das hat damit nichts zu tun. 

<<Der Weg des Sklaven führt in die Aufgabe des eigenen Sexlebens.<< 
Das, lieber T., ist völliger Unsinn. Es gibt kein Gesetz, das von einem Sub Keuschheit verlangt. Es gibt beim BDSM überhaupt keine Gesetze. Es gilt das, was das Paar möchte. Ganz individuell. Jeder macht sich seinen eigenen BDSM-Lifestyle und das ist gut so. Nur weil ich meinen Sub Toytoy keusch halte, heißt das noch lange nicht, dass es immer so sein muss. Es gibt sehr viele Femdom-Malesub-Paare, die wunderbaren Sex miteinander haben.

<<Der Weg muss für den Sklaven nüchtern überlegt sein, wenn er bereit ist bedingungslos zu geben.>>
Von einem „bedingungslosen“ Schenken des Subs halte ich wenig und ich möchte sehr davor warnen. Jeder Sub hat Grenzen und Tabus, die von der Femdom zu respektieren sind. Das ist bei Toytoy und mir nicht anders, siehe Sklavenvertrag

<<Wenn Sie mir aber hinsichtlich der Frage „Psychiater oder Herrin“ noch einen Ratschlag geben würden, wäre ich bereits glücklich.<<
Ich glaube, ich würde Dir beides empfehlen. Mir scheint, Du hast die Trauer noch nicht überwunden. Vielleicht ist es hilfreich, das mit jemandem aufzuarbeiten und darüber zu sprechen. Ob das ein Psychiater sein muss, weiß ich nicht. Kann auch ein Freund sein. Oder ein Seelsorger.
Wenn Du devote Phantasien hast, dann würde ich Dir empfehlen sie einfach mal auszuleben. Du wirst schnell feststellen, ob das Spaß macht oder nicht. Es gibt genügend Profi-Dominas, die Dir da gerne behilflich sind.

Fazit: Ich denke, Du solltest einige Deiner Glaubenssätze hinterfragen. Am wichtigsten ist zu begreifen, dass Du selbst die Regeln machst. Du selbst gestaltest Deinen BDSM bzw. ganz grundsätzlich: Dein Leben. 

Viele Grüße,
Lady Sas

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Kommentare von der alten Seite.

Von T.

Sehr verehrte Lady Sas,

ich danke Ihnen vielmals für Ihre Antwort und für das Thema mit diesem Titel! Zumal Sie praktisch in allen Punkten ziemlich richtig liegen.

„Ich kann schon bei diesem Gedanken nicht zustimmen, denn das hieße ja, dass man nicht mehr an die Liebe glaubt. Ich denke, man darf nie aufgeben. Niemals. Gerade bei der Liebe. Hoffnung muss und kann es immer geben.“

Das ist der zentrale (!) Punkt, den ich bisher zwar unterschwellig „wusste“, den ich aber gleichzeitig nicht als Ursache meiner Befindlichkeit wahrgenommen habe. Respekt. Sie würden auch als Psychotherapeutin erfolgreich sein!

Sie schreiben „Es gibt sehr viele Femdom-Malesub-Paare, die wunderbaren Sex miteinander haben“. Ich habe mir Gedanken gemacht, was das beispielsweise heissen könnte. Ich hatte zunächst keine Vorstellung davon, was Sie meinen, weil man nur das beschreiben kann, was man kennt – also erlebt hat. Das ist sehr relativ. Es ist sicher traumhaft, wenn man sagen kann, dass man wunderbaren Sex miteinander hat.

Ich möchte dem gegenüber eine andere Formulierung stellen, die mir etwas sagt: Wenn man als Paar eine oder mehrere nicht-sexuelle gemeinsame Leidenschaften hat – intellektueller oder künstlerischer Natur (oder nur gemeinsam ins Fussballstadion geht oder …) – dann besteht ein Forme der Nähe, auf deren Grundlage und Vertrauen man wunderbaren und auch zärtlichen Sex miteinander haben kann.

Der inhaltliche Unterschied der beiden letzen Absätze liegt für mich sehr weit auseinander. Ich stelle auf den Grad der inneren „Nähe“ (Liebe) ab.

Das liegt etwa so weit auseinander: Eine starke dominante Frau sucht sich für ihre Lust einen Mann, der „passt“. Dieser erkennt die Stärke der Frau und unterwirft sich ihr gerne. Er ist aber auch bereit – so der Zufall will – falls eine andere Frau vorbeikommt die ebenfalls für seine Befindlichkeit positive sexuell-dominante Signale sendet – auch ihr die Stiefel zu lecken. Das ist im Grunde genommen nicht authentisch. Das ist Verrat an der Königin. Liebe ist hier nicht wirklich im Spiel. Eher nur Geilheit. FemDom und Liebe?

Ich habe so gut wie keine Erfahrung damit, mich um eine Frau zu bemühen. Ich hatte das Glück, dass ich praktisch immer die Wahl hatte. Das ist heute anders und sehr irritierend – wie Sie wissen! Das liegt eher daran (s.o. „zentraler Punkt“), dass meine neueren Erfahrungen mit Frauen sehr ernüchternd sind. Deshalb haben Sie mich wirklich im positiven Sinne ins Herz getroffen: Ich glaube wirklich nicht mehr an die Liebe. Das ist übel, aber es ist so…

(Fortsetzung folgt…)

Das liegt daran, dass es in der Regel wirklich potente Frauen nur noch sehr selten gibt. Ich denke an die Nachkriegsfrauen, die ihre Männer zu Höchstleistungen angespornt haben und zahlreiche Entwickler/Vorstände von ihren Frauen „angetrieben“ wurden. Das war das Rezept für die einzige erfolgreiche und nicht-ideologische (Aufbau-)Phase unseres Landes in den letzten etwa 80 Jahren. Da standen wirklich starke Frauen auf der Matte (und gleichzeitig im Hintergrund!). Diese Frauen hat man juristisch bis etwa 1975 als Menschen zweiter Klasse behandelt. Die Frau durfte auf vielen Rechtsgebieten (Arbeitsvertrag!) nur handeln, wenn die Männer ihre Zustimmung gegeben haben!

Mein Fazit: Sie haben mit Ihrer letzten Antwort einige Reflexe bei mir ausgelöst, die in kurzer Zeit eigene Antworten ausgelöst haben. Ich sehe keinen weiteren Widerspruch darin, in dem was Sie geschrieben haben und in meiner Neigung. Mir ist bewusst geworden, dass ich meine Neigung auf (m)eine virtuelle Frau beziehe, die ich über alles liebe (meine Frau war ganz klar meine Königin!), mit der ich auch diese völlig unsexuellen gemeinsamen Leidenschaften teile. Ich würde aber keiner zweiten Frau die Füße küssen! Deshalb erregt mich diese Femdom-Szene zwar in der Vorstellung. Bleibt mir aber auch suspekt.

Dabei ist es kein Widerspruch, mit dieser geliebten virtuellen Frau auf Augenhöhe und aufgrund der inneren Verbundenheit und Nähe ein erfülltes Leben und auch Sexualleben zu haben (…) und ihr gleichzeitig die Füße zu küssen und alles andere zu machen, was hier in Ihrem Blog Thema ist, um der Königin zu huldigen. In diesem Sinne verstehe ich FemDom nicht als Spiel, sondern vielmehr authentisch an. Eines Sklavenvertrages bedarf es nicht. Er ist selbstverständliche Grundlage dieser (heute geträumten) Beziehung.

Dabei schließt sich für mich der Kreis aber wieder: Diese (!) Frau zu finden ist extrem unwahrscheinlich. Ein Mann der eine Frau sucht, noch dazu mit bestimmten Eigenschaften …

Herzliche Grüße
T.

Jan:

Ich danke Ihnen für Ihre Feinfühligkeit und dafür, wie sehr Sie auf T. eingehen. Sie scheinen eine sehr besondere Person zu sein.

Wolfgang:

Ich möchte dazu einen Satz beisteuern, den man sich bei vielen Trennungen zu Herzen nehmen sollte : 

„Ich muss aufhören dich zu lieben, aber ich werde nie aufhören, die Zeit zu lieben, in der ich dich geliebt habe.“

Trennungsschmerz ist furchtbar, langwierig, kann uns kommt aus der Bahn werfen. Aber es ist gibt immer eine Zukunft. 

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