In der Nähe von Waiblingen in Baden-Württemberg bei Stuttgart residiert Domina Barbara von Stahl. Sie führt das SM-Studio sowie die Klinik „Edelschmerz“ und verfügt über große Erfahrung in Sachen Sklavenerziehung und BDSM. Im Interview gewährt uns die attraktive, stilvolle Herrin einen Einblick in ihre Welt.
Interview mit Domina Barbara von Stahl
Lady Sas: Liebe Barbara, Du führst das SM-Studio „Edelschmerz“. Wie kam es dazu?
Domina Barbara von Stahl: Das war ein langer Weg bis hierhin. Man steht ja nicht eines Morgens auf und beschließt Domina zu werden und ein SM-Studio zu eröffnen – zumindest bei mir war das nicht so. Eine dominante Veranlagung muss jedoch angeboren sein, das lässt sich nicht erlernen. Bereits als Kind habe ich meinen Spielkameraden klar gemacht wohin es geht und was gespielt wird. Später, als jung Frau, habe ich meinen Faible für extravagante Lederkleidung entwickelt, Overknee-Stiefel, High-Heels, Nylons usw. Zu diesem Zeitpunkt war ich natürlich noch Lichtjahre davon entfernt eine Domina zu sein. Das ergab sich erst im Lauf der Jahre, in denen ich mich selbst und die Charaktere anderer Mitmenschen kennengelernt habe. Angefangen hat damals das Ganze, indem ich meine Kontakte über kleine Chiffre-Anzeigen im Wochenblatt geknüpft habe. Mit ein paar Lederfesseln, einigen Seilen und einer Gerte habe ich meine ersten Delinquenten bei mir im Wohnzimmer empfangen, sie an die Füße meiner Vitrine gefesselt und die Sessions mit sehr, sehr viel Phantasie gestaltet – und die war bei der bescheidene Ausstattung auch unbedingt erforderlich.
Ich habe heute noch Stamm-Sklaven die regelmäßig zu mir kommen, die diese Anfangszeit mit mir miterlebt haben. Wir lächeln uns dann immer wissend an, wenn das Gespräch darauf kommt. Obwohl ich mein Equipment kontinuierlich vergrößert habe, stößt man im Wohnzimmer natürlich irgendwann an sein Grenzen. Da ich ein sehr selbständiger und dominanter (grins) Mensch bin und meine eigenen Ideen verwirklichen wollte, war es für mich keine Option, als Gastdomina in ein einem bestehenden Studio zu arbeiten. Daher habe ich mit allen Konsequenzen darum gekämpft mein eigenes Reich zu erschaffen. Mein Studio Edelschmerz ist mein „Baby“ das ich hege und pflege und worauf ich sehr stolz bin.
Über ihr Studio und ihre Klinik „Edelschmerz“.
Lady Sas: Wie kamst Du auf den Studio-Namen „Edelschmerz“? Steht hinter dem Namen „Barbara von Stahl“ eine Philosophie
Domina Barbara von Stahl: Edelschmerz steht auf der Verpackung drauf und genau das ist auch in der Tüte drin! Das Wort besteht ja aus zwei Begriffen: Edel und Schmerz. Edel, erhaben, elegant – das ist mein Credo sowohl als Domina als auch als private Frau. Ich liebe edle Kleidung, edles Ambiente, pflege meinen edlen Körper und würde behaupten, einen edlen Charakter zu besitzen. Unter dem Wort „Schmerz“ ist nicht nur körperlicher Schmerz zu verstehen; oftmals sind es doch die seelischen Schmerzen, die uns nachhaltig in Erinnerung bleiben. Hier ein Beispiel: Mein Delinquent ist mir ausgeliefert, ich schüre seine Geilheit bis fast zum Unerträglichen und dann ….. lasse ich ihn zappeln und warten! Das ist perfider und psychischer Schmerz ganz nach meinem Geschmack.
Ebenso lustvoll empfinde ich es aber auch jemanden körperliche Schmerzen zuzufügen. Als Sadistin bedeutet das für mich purer Spaß am Quälen; wobei es mir nicht darum geht stupide drauflos zu schlagen, sondern die Schmerzen gezielt und leidenschaftlich zu verabreichen. Hinter dem Namen „Barbara von Stahl“ steckt ebenfalls die Affinität zu Edelschmerz: „Barbara“ ist mein tatsächlicher Vorname – der seht dafür, dass ich echt bin, also kein Fake, „von“ ist adelig, edel, gesellschaftsfähig im gehobenen Rahmen (manchmal ist die adelige, höhere Gesellschaft auch ganz schön schräg und durchtrieben … hihi), „Stahl“: Edelstahl, glänzend, kraftvoll, unerschütterlich.
Lady Sas: Dein Motto heißt „Zuckerbrot und Peitsche“ – was verstehst Du darunter?
Barbara von Stahl: Eigentlich müsste es heißen „Peitsche und Zuckerbrot“ – oder erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Bei mir wird gefordert und belohnt. Meine Delinquenten müssen die Aufgaben korrekt erfüllen, die sie von mir, im Rahmen ihrer persönlichen Vorlieben, erhalten und ich stelle ihnen in Aussicht, dass sie bei zufriedenstellender Ausführung auch kleine, geile Belohnungen erhalten. Das spornt unglaublich an und mobilisiert die Kräfte meiner Subs über sich hinauszuwachsen. Also im Grunde genau das gleiche Spiel wie es in jedem Job der Fall ist, wo ein(e) Chef(in) die Mitarbeiter anweist, motiviert und möglicherweise mit einer Gehaltserhöhung winkt.
Domina Barabara von Stahl über den Reiz des BDSM
Lady Sas: Was macht für Dich den Reiz von BDSM aus?
Domina Barbara von Stahl: Tja – wie kann ich Dir diese Frage am besten beantworten? Es ist das Gleiche wie wenn Du mich fragen würdest, wieso schmecken Dir Meeresfrüchte so gut. Ich empfinde BDSM als etwas Interessantes, Spannendes, Phantasievolles. Es macht mir Freude die Führungsposition einzunehmen und mit Menschen umzugehen, die ebenfalls dieses bizarre Spiel lieben. Es sind ganz einfach meinen Neigungen, die ich glücklicherweise in meinem Beruf als Domina ausleben kann.
Lady Sas: Du bezeichnest Dich selbst als „reife, dominante Persönlichkeit“. Wird eine Domina mit dem Alter besser? Oder sind es doch die jungen Frauen, die bei den meisten Sklaven am gefragtesten sind?
Domina Barbara von Stahl: Eine „wahre“ Domina zu sein setzt für mich nun mal eine gewisse Reife voraus; eine Frau, die zu einer Persönlichkeit herangereift ist, die selber schon „Federn hat lassen müssen“ aber die die Kraft hatte, sich aus Tiefschlägen wieder aufzurappeln, das Krönchen gerade zu rücken und zielstrebig weiter zu machen. Domina, oder wie es übersetzt heißt „Herrin des Hauses“, ist kein junges Püppchen, sondern eine Frau die es versteht ihre Untergebenen anzuweisen – charmant, geradlinig, selbstsicher.
Meine Delinquenten kommen explizit aus dem Grund zu mir, weil sie diese reife, erwachsene Frau suchen, die Erfahrung hat und genau weiß was sie tut. Sie vertrauen sich mir an, weil ich ein Frau bin die schon vieles erlebt hat, die zuhören kann, die verständnisvoll ist und die die Größe hat sich auch mal selber zurück zu nehmen, ohne künstlich aufgesetztes Domina-Gehabe. Aber letzten Endes hat ja jeder BDSM-Interessierte selbst die Wahl, in in wessen Hände er sich begeben möchte und wer seine Phantasie beflügelt. Es wäre ja ganz schrecklich, wenn alle nur das Gleiche bevorzugen oder ablehnen würden.
Lady Sas: Manche Dominas sehen einen Trend weg von der klassischen Abstrafung mit Schmerzen hin zum bizarren Erlebnis ohne Schmerzen. Wie sind Deine Beobachtungen?
Domina Barbara von Stahl: Ich würde sagen, dass das eine das andere ja nicht ausschließt. Um als Domina erfolgreich zu sein gehört ein breit gefächertes Repertoire einfach dazu; sei es im schwarzen Studio, in der Klinik oder im Fetisch-Bereich.Früher waren Dominas die klassischen „Stiefelfrauen“, die nur körperliche Schmerzen verabreicht haben. Möglicherweise ist der Gedanke dahinter im Mittelalter fundiert, wo man sich aus religiösen Gründen einer Flagellation unterworfen oder selbst gegeißelt hat, um sich wegen irgendwelcher Vergehen selber zu bestrafen. Wer ausschließlich diesen „Service“ anbietet wird mit Sicherheit nur ein sehr spezielles Publikum ansprechen.
Es kommt doch nur auf die perfide Phantasie der Domina an, wie sie ein schmerzfreies, bizarres Erlebnis zelebriert: z.B. stelle ich mir den Sklaven in Latex verpackt vor, fixiert, angeschlossen an eine unerbittliche Melkmaschine …. das setzt bestimmt dessen Kopfkino ganz schön in Gang.Natürlich bieten auch Bordelle bizarre Erlebnisse an, aber mit einer Session in einem SM-Studio hat das aus meiner Sicht nichts zu tun. Meiner Meinung nach ist das dann der klassische Bordell-Service garniert mit Stiefeln (wenn überhaupt), Peitsche und Fesseln. Aber wem das ausreicht …. warum nicht?
Domina Barbara von Stahl über Sklaven
Lady Sas: Fragst Du Dich manchmal, warum ein Sklave diese Neigung hat und die Unterwerfung sucht? Hast Du für Dich eine Antwort gefunden, warum Sklaven sind wie sie sind?
Domina Barbara von Stahl: Oftmals erzählen mir meine Delinquenten im Vorgespräch, warum sie die Neigung haben und was der Auslöser dafür war. Das ist sehr interessant für mich, weil ich dadurch mehr über die Beweggründe meines Gegenübers erfahre und mich somit in seine Gedanken hineinversetzen und die Session entsprechend gestalten kann. Eine allgemein gültige Antwort wieso Sklaven so sind wie sie sind habe nicht gefunden. Jeder ist ein Individuum mit seinen ganz eigenen Gedanken und Erwartungen und das ist auch gut so – das macht die Sache spannend und abwechslungsreich.
Lady Sas: Wie kommst Du auf Ideen für Sessions? Was inspiriert Dich?
Domina Barbara von Stahl: In erster Linie würde ich sagen, dass mich meine Delinquenten sehr inspirieren. Ich höre ihnen aufmerksam zu, wenn sie mir von ihren Phantasien erzählen. Das ist eine tolle Basis für mich, worauf ich meine perfiden Schnörkel setzen kann – da fängt dann mein Rädchen begeistert an zu arbeiten. Außerdem erfreue mich am Anblick meiner schönen SM Spielsachen immer wieder auf’s Neue, lasse sie auf mich wirken und überlege, was sich damit noch alles anstellen lässt. Natürlich bietet auch das Internet viele Möglichkeiten der Inspiration. Zudem besuche ich gerne Fetisch- / SM-Messen, weil man dort neue SM-Toys, Geräte usw. sieht, in die Hand nehmen und ihre Wertigkeit erfühlen kann. An den Ständen erhält man tolle Beratung, Infos …. na und wenn das dann nicht die Phantasie der Herrin beflügelt, dann hätte ich den falschen Beruf.
Frau Dr. Barbara von Stahl in ihrer Bizarrklinik Edelschmerz in Waiblingen
Über das Schlagen ohne Spuren.
Lady Sas: Hast Du einen Tipp, wie bzw. wo man einen Sklaven schlagen kann ohne dass er Spuren davon trägt? Ich denke zum Beispiel an Bastonade.
Barbara von Stahl: Den Wunsch höre ich öfters: Flagellation aber ohne Spuren. Bastonade ist natürlich eine Möglichkeit, aber einerseits sind Schläge auf die Fußsohlen extrem schmerzhaft und andererseits läßt sich eine Flag-Session nicht ausschließlich auf Bastonade aufbauen. Aus meiner Sicht ist eine Flag-Session ohne Spuren keine Flag-Session, sondern eine Tätschel-Session. Das ist genauso wie Rindergulasch ohne Rindfleisch. Trotzdem muss man natürlich auf die Tabus der Subs eingehen und wenn die nun mal keine Spuren wollen, dann zügle ich mich halt und tätschle sie mit den diversen Peitschen. Echten Spaß macht mir das aber nicht.
Lady Sas: Gibt es Dinge in der Branche, die Du kritisch siehst und über die Du Dich ärgerst?
Barbara von Stahl: Kritisch sehe ich, dass teilweise Behandlungen in Studios angeboten werden ohne das fundierte Kenntnisse vorhanden sind bzw. das manches leichtfertig gehandhabt wird, nur um des Geldes willen. Aber jeder muss selber seine Haut zu Markte tragen und mit sich ausmachen, was er verantworten kann und was nicht. Ich selber mag für niemanden eine Wertung abgeben – das sind nur Informationen die ich, leider gar nicht so selten, von meinen Delinquenten erhalte.
Ärgerlich ist für mir Respektlosigkeit, z.B. wenn Termine ausgemacht, jedoch ohne Absage einfach nicht eingehalten werden. Aber es gibt nun mal in jedem Job Ärgernisse und Probleme und dann ist man halt gefordert, diese in den Griff zu bekommen; z.B. indem man sich von respektlosen Menschen distanziert und Lösungen bzw. Kompromisse für bestehende Probleme findet. Dass das nicht so ganz einfach funktioniert, ist klar, aber wer es „einfach will“ ist als Domina sowieso in der falschen Rolle.
Lady Sas: Was war Dein schönstes Erlebnis im Studio?
Barbara von Stahl: Es gab schon so viele besondere Erlebnisse im Studio und ich kann keine Bewertung für das schönste abgeben. Aber mir fällt etwas ein, das mich sehr berührt hat: Es war eine TV-Session und der Gast wollte zur Frau umgestylt werden. Mir macht so was sehr viel Freude und ich habe ihn mit Hingabe geschminkt, Wimpern angeklebt, ihm die Perücke aufgesetzt, Kleidung, Leder-Korsett, High Heels angezogen und erst dann, als das Ergebnis fertig und perfekt war, durfte er sich im Spiegel betrachten. Mein Delinquent war sprachlos und dann sind ihm vor Glück die Tränen gekullert und er konnte es nicht fassen, wie toll er als Frau aussah. Also, das war schon sehr emotional und ein schöneres Kompliment hätte ich nicht erhalten können.
Lady Sas: Was macht Barbara von Stahl in ihrer Freizeit?
Barbara von Stahl: Ich bin ein sehr bewegungsfreudiger Mensch. Dementsprechend mag ich körperliche Aktivitäten in meiner Freizeit. z.B. tanze ich sehr gerne – lach‘ jetzt bitte nicht – ich mache Bauchtanz, unterrichte das auch in Kursen und Workshops und mache Auftritte. Zu meinem Bewegungsprogramm gehört natürlich auch das Fitness-Studio. Außerdem genieße ich den Aufenthalt im Freien – im Winter als begeisterte Skifahrerin und in Sommer stehen radfahren, schwimmen und wandern auf dem Programm. Tja – und ansonsten bin ich ganz und gar Weibchen: Beauty, Wellness, Shoppen.
Lady Sas: Wie sehen Deine Pläne für die Zukunft aus?
Barbara von Stahl: Einerseits ist alles so gut wie es ist, andererseits gehen meine Wünsche dahin, mein Studio ein wenig zu vergrößern und einen kleinen, netten Kolleginnen-Stamm aufzubauen. Auf jeden Fall soll die sehr persönliche Note, die entspannte Atmosphäre und die individuelle Behandlung der Delinquenten gewährleistet bleiben, weil das genau das ist, was mich von vielen großen Studios unterscheidet und weshalb auch meine Delinquenten gerne in mein Studio kommen. Es ist alles fließend – nichts ist so sicher wie die Veränderung.
Lady Sas: Liebe Barbara, vielen Dank für das Interview.