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Domina Madame Lule, professionelle Domina aus Paris, vereint Kunst, Psychologie und sinnliches Vergnügen auf einzigartige Weise. In diesem exklusiven Gespräch erzählt sie von ihrem Erwachen im BDSM, davon, wie sie den Femdom-Lifestyle in Frankreich erlebt, und wie sie weibliche Dominanz versteht. Zwischen künstlerischer Schöpfung, Hypnose und der Reflexion über Macht öffnet Madame Lule uns die Türen zu ihrer raffinierten und kraftvollen Welt.
Lady Sas: Liebe Lule, kannst du mir bitte erzählen, wie du Domina geworden bist? Wie hat sich dieses Interesse entwickelt?
Domina Madame Lule: Ich weiß gar nicht, ob ich es wirklich geworden bin – ich habe eher das Gefühl, dass ein Teil von mir das schon immer war. Als Kind, in der Schule, bin ich den Jungs hinterhergelaufen, die die Mädchen geärgert haben, habe sie gezwungen, sich hinzuknien, ihnen befohlen, sich zu unterwerfen und sich zu entschuldigen. Ja, schon damals!
Mit etwa zehn Jahren begann meine Fantasie sich um Zwang, Folter und Rollenspiele zu drehen. Zwischen Scham und Lust habe ich immer wieder eines meiner Lieblingsszenarien nachgespielt: In einer alten, verlassenen Halle, die ich mir als Krankenhaus vorstellte, war ich abwechselnd der sadistische Arzt, die scheinbar mitfühlende Krankenschwester und die Patientin, die leiden musste. Diese Bilder, in unzähligen Varianten, ließen mich lange über meine Normalität nachdenken. Ich hielt mich fast für ein Monster und traute mich nicht, mit jemandem darüber zu sprechen.
Erst als Erwachsene habe ich – durch Zufall, in einem Forum – verstanden, dass mein „dunkler Teil“ in vier herrlichen Buchstaben steckt: B-D-S-M. Das war eine Offenbarung, eine riesige Erleichterung und der Beginn eines neuen Lebens. Ich fühlte mich wie ein perverses Kind in einer Konditorei: Ich wollte alles probieren, alles wagen, alles genießen, alles verschlingen – allein, mit anderen, mit der ganzen Welt!
Durch dieses Forum habe ich auch verstanden, dass ich mit meiner Leidenschaft meinen Lebensunterhalt verdienen kann – durch professionelle Dominanz. Also habe ich beschlossen, dass ich eines Tages selbst Domina sein werde. Dieses Projekt hat dann allerdings zehn Jahre auf sich warten lassen: Ich fühlte mich nicht bereit, nicht legitim genug, zweifelte an meinen Fähigkeiten, obwohl ich wusste, dass ich sie habe. Ich hatte Angst um meine Sicherheit und – last but not least – ich bin nach Asien gezogen.
Ich bin froh, dass ich vor meinem Start viele Erfahrungen gesammelt habe. Mich stark, geerdet und gut umgeben zu fühlen, war entscheidend. Diese Tätigkeit ist zwar faszinierend, aber auch anspruchsvoll. Ich erzähle von meinen Anfängen in meinem autobiografischen Roman La Loi du Talon (erschienen unter dem Namen Alda Mantisse), der die Kulissen meines Boudoirs enthüllt. Heute, wo ich nie einen Karriereplan hatte – nur den Wunsch, meine kleinen Welten zum Leben zu erwecken und Menschen hineinzuziehen, die sich darin wiederfinden –, bin ich glücklich.
Domina Madame Lule
Lady Sas: Was gefällt dir am BDSM?
Domina Madame Lule: Ich liebe es, in meinem Boudoir ein kleines Theater köstlicher Grausamkeit zu erschaffen – eine Session zu gestalten wie eine Blase außerhalb der Zeit, die Windungen der Gedanken zu erforschen, Körper und Willen zu lenken, die Scham sterben zu lassen und das Vergnügen zu vervielfachen!
Lady Sas: Wie siehst du die Haltung der französischen Gesellschaft gegenüber BDSM und Femdom?
Domina Madame Lule: Ich würde gern sagen, dass die Wahrnehmung positiv ist – bin mir da aber nicht so sicher. Einerseits gibt es wohl mehr Raum für Sexualitäten außerhalb der Norm, weniger Urteil und Pathologisierung (früher hieß es ja, das Interesse am BDSM sei Ausdruck von Missbrauch oder Kindheitstraumata). Andererseits, glaube ich, ist das Thema für die Mehrheit der Menschen fremd – zu weit weg von ihrem Alltag. Wenn sie sich damit beschäftigen, dann meist über Medien und Kunst (Filme, Serien, Bücher, Fotos …), mit einem klischeehaften, hypersexualisierten Bild der Domina: diese Frau in Lack, Leder oder Vinyl, auf absurden High Heels. Dieses Klischee hat mit der Realität wenig zu tun.
Ich würde daher weniger von „der Gesellschaft“ sprechen als von „Gruppen“, die von begeisterter Zustimmung bis zu offener Ablehnung reichen. Ablehnung deshalb, weil weibliche Dominanz in einer patriarchalen Gesellschaft ein hochpolitisches Thema ist.
Domina Madame Lule über Femdom in Deutschland
Lady Sas: Was hältst du vom Femdom in Deutschland? Hattest du schon Kontakt zur Szene dort?
Domina Madame Lule: In den letzten zehn Jahren habe ich auf BDSM-Festivals viele Verbindungen zu anderen Herrinnen geknüpft. Eine davon, die großartige Lady Vyra, arbeitet in Berlin. Die Gesetze in Deutschland machen die Tätigkeit einfacher als in Frankreich, wo das System widersprüchlich ist: Sexarbeit ist legal (mit zahlreichen Einschränkungen, etwa dass man sich nicht zusammenschließen oder gegenseitig helfen darf) – aber Kund*in zu sein, ist verboten.
Die BDSM-Szene wirkt in Deutschland weiter entwickelt als in Frankreich … zumindest noch. Jedes Jahr gibt es mehr Events, Partys, Munches, Workshops – eine tolle Entwicklung! 2008, als ich meine ersten Schritte auf der Pariser Szene machte (ich spielte schon vorher, aber privat), gab es nur ein oder zwei große Veranstaltungen im Monat – und kleinere, von denen man nur wusste, wenn man in der Szene war.
Lady Sas: Welche Tipps würdest du Frauen geben, die ihren dominanten Anteil entdecken wollen, aber noch zögern?
Domina Madame Lule: Ganz kurz: Atme, trau dich, steh zu dir!
Etwas ausführlicher: Informiere dich (Foren, Blogs, Websites, Bücher …), geh zu Veranstaltungen (Munches, Partys, Workshops), beobachte andere beim Spielen, nimm mit, was dich inspiriert, und vergiss den Rest. Gönn dir Coaching-Sessions, gib dir selbst die Erlaubnis – und Zeit und Raum. Experimentiere, mach Fehler, fang neu an! (Hinweis von Lady Sas: Genau hier setze ich mit meinen Ratgeberbüchern an. Meine Empfehlung: Schau dir die „Femdom Akademie“ an.)
Was ich im Coaching immer wieder sehe: Die größte Angst von Frauen ist, nicht „legitim“ zu sein; die zweitgrößte, etwas falsch zu machen. Ich ermutige sie, weniger zu grübeln, ihren eigenen Wünschen zu folgen. Jede soll ihre ganz eigene Art zu spielen erschaffen!
Domina Madame Lule, Paris
Professionelle Domina in Paris mit über 15 Jahren Erfahrung im Bereich BDSM.
Herrin über ihre Freizeit und Zukunftspläne
Lady Sas: Wie verbringst du deine Freizeit?
Domina Madame Lule: Freizeit? Die ist selten! Ich liebe einfache Dinge: Zeit mit Freunden, Theater, Ausstellungen, Spaziergänge. Ich brauche Momente von Freundschaft und selbstgewählter Einsamkeit, Ruhe und Schönheit. Und ich tanze gern.
Eine echte Pause bedeutet für mich: Reisen. In Paris nimmt BDSM den größten Teil meines Lebens ein – mein Umfeld ist kinky. Mein Kreativprojekt La Férule (laferule.com), meine Texte (zuletzt ein Spielbuch Le Donjon des Supplidélices) und das Fotoprojekt Les Minordomes (minordomes.com), das ich mit Inanna Justice gegründet habe – sie alle drehen sich um BDSM. Mein Privatleben und meine Arbeit sind eng miteinander verflochten, und mein Kopf ist ständig in Bewegung.
Lady Sas: Welche Pläne hast du für die Zukunft?
Domina Madame Lule: Viele! Akademisch habe ich 2025 eine Doppelausbildung in Hypnose und Psychopathologie begonnen. Die Idee? Noch mehr mit veränderten Bewusstseinszuständen in Sessions zu spielen und dann hypnotische Audios zu schreiben, aufzunehmen und zu produzieren – zu Themen wie Fetischismus, Masochismus, Lustkontrolle …
Kreativ möchte ich mich mit Video beschäftigen und über meinen Beruf als Domina schreiben – darüber, was er bedeutet und wie er mein Leben verändert hat. Und dann gibt es noch ein ehrgeiziges, geheimes Projekt rund um La Loi du Talon. Wenn das klappt, beschäftigt mich das mindestens ein Jahr.
Im Bereich Mentoring plane ich, mehr Coachings, Kurse und Workshops anzubieten – zu meinen Lieblingsthemen: Ritual, D/s-Verbindung, die Kraft der Worte, mentale Manipulation und – scheinbar ohne Zusammenhang, aber tatsächlich verbunden – die Macht der Sanftheit im BDSM.
Ich glaube, wir Fachfrauen haben in der Community eine wichtige Rolle: Menschen zu schulen, die lernen wollen, über gute Praktiken, Einvernehmlichkeit, die psychologischen Aspekte von BDSM und über Rahmenbedingungen und Ethik nachzudenken.
Und zum Schluss: Ich fordere ein zweites Leben, um all das zu schaffen!
Lady Sas: Vielen Dank für dieses Gespräch, Madame Lule.
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Wer schreibt auf Lady-Sas.com?
Hi, wir sind Lady Sas und Lady Victoria, zwei private Femdoms aus Frankfurt am Main. Wir sind Expertinnen und Autorinnen für die Themen Femdom, BDSM, FLR, Cuckolding, Keuschhaltung und Sissyfication. Mit unserer Website wollen wir private Frauen dazu ermutigen ihre Dominanz zu entdecken und ihre Lust auszuleben. Devote Männer wollen wir dazu ermutigen sich in ihrer Rolle wohl zu fühlen.