Catherine Bizarr ist eine attraktive und erfahrene Bizarrlady aus Aschaffenburg. Im Interview zeigt sie, dass der Verzicht auf eine der gewohnten Femdom-Anreden wie Herrin oder Mistress nicht das Einzige ist, was sie von den Konventionen der BDSM-Welt unterscheidet.
Lady Sas: Liebe Catherine, bitte berichte uns, wie Du auf den bizarren Bereich aufmerksam geworden bist und wie Du Dich zur Domina entwickelt hast.
Catherine Bizarr: Zunächst einmal war es ein ganz profaner Grund – akute Kohleknappheit während meines Marketing-Studiums. Wenn man sein Geld in einem kompakten Zeitraum verdient, hat man mehr Zeit zum Lernen. Ein Bekannter gab mir den Tipp vom Atelier du Mal in Offenbach, seiner Zeit eines der populärsten Studios in der Bundesrepublik. Ich rief dort an und hatte die Grand Dame des Hauses, Lady Isis, persönlich am Apparat. Wir vereinbarten einen Termin und ich fuhr an einem heißen Tag des Sommers 2007 in die Darmstädter Str. Eine nicht einmal 1,60 große Dame, in einem schwarzen Gummianzug öffnete mir die Türe und sagte in feinstem schwäbischen Dialekt „Man, hast Du was versautes im Gesicht“…. Das war dann mein Auftakt! Beim Betreten wusste ich sofort dass ich in meiner Welt angekommen bin.
Catherine Bizarr im Interview
Lady Sas: Auf Deiner Website schreibst Du: „Eine Zuchtmeisterin der alten Schule bin ich nicht!“. Und: „Auf das alberne ‚Ja-Herrin-nein-Herrin-Geplänkel‘ lege ich keinen Wert“. Wie siehst Du Dich selbst und wie sollen Dich Sklaven anreden und begrüßen?
Catherine Bizarr: Ich bevorzuge als Anrede das freundschaftliche „Du“. Vor dem Hintergrund dass ich intimere Geheimnisse rauslocken möchte, als die Ehefrau je erfahren darf, macht es Sinn eine Vertrauensbasis aufzubauen.
Lady Sas: Was reizt Dich am BDSM?
Catherine Bizarr: Ich war schon früh von einer Sexualität mit Machtgefälle angezogen. Entsprechend war ich auch früh sexuell aktiv, abenteuerlustig und hatte riesige Freude am Experimentieren. Neigungen, Anlagen und deren Ursache haben mich immer wahnsinnig interessiert. Umso erfahrener ich als Bizarrlady wurde, umso tiefer habe ich mich in die sexualmedizinische Materie eingelesen. Ich will mein Gegenüber lesen können. Nach einer Diskussion mit vielen Argumenten, habe ich es geschafft, die Leitung eines Sexualmedizinischen Instituts davon zu überzeugen mich zu einem Kolloquium ab März 2018 zuzulassen. Inhalt der Ausbildung: systemische Sexualberaterin und das obwohl ich eigentlich eine diplomierte Vertriebsschlampe bin, aber meine praktischen Erfahrungen werden wohl auch gewertet. Die Dozenten freuen sich, nach eigener Aussage, auf meine Teilnahme und meine Fallbeispiele aus der Praxis. Ich bin wahnsinnig gespannt auf die neue Herausforderung und werde fleißig darüber bloggen.
Wohin bewegt sich die BDSM-Szene?
Lady Sas: Du bist seit über 10 Jahren dabei. Welche Entwicklungen hast Du zuletzt beobachtet? Wohin bewegt sich die BDSM-Szene
Catherine Bizarr: Für meine Wahrnehmung hat sich ein rasanter Wandel vollzogen in den vergangenen 10 Jahren. Ich war die erste Generation die damals die Rolle der nahbaren Bizarrlady entdeckten. Wenn man ein bißchen von Neigungen und Prägungen versteht, kann man schnell erraten warum das so ist. Die aktuelle Generation der SM-affinen Männer hatte vollkommen andere weibliche Leitbilder. Die Generation unserer Eltern sind Nachkriegskinder, Schlagen gehörte damals zu der etablierten Erziehung und somit wurde ein Grundstock für den geprägten Masochismus gelegt. Meine Generation, die in den Achtzigern aufwuchs, wurde bei weitem weniger körperlich gezüchtigt. Für die Jungs war das erste prägende Femdom-Erlebnis rotzfreche Schulkameradinnen, die mit Sneakers in Jeanshosen Ohrfeigen verteilten.
Die Achtziger waren wirtschaftliche Glanzzeiten, die Prostitution florierte, es gab immer mehr Medien mit pornografischem Material, die Gesellschaft wurde zunehmend toleranter, die Bravo klärte umfassend auf. Homosexualität war plötzlich genau so „in“ wie Lederoutfits. Das alles geht nicht ohne Spuren an einem jungen Menschen im Reifeprozess vorbei, zumal die Hormone ja noch ihr übriges tun. Umso besorgter blicke ich auf die gerade heranwachsende Generation, denen schon Hardcore-Streifen im Kinderzimmer zugängig waren. Die Jungs in meinem Alter feierten es frenetisch, wenn sie an der Bushaltestelle im Mülleimer ein „Happy-Weekend-Heftchen“ fanden. Das wurde dann fein säuberlich mit verklebten Seiten von der 9. Klasse bis in die 7. durchgereicht.
Im Zeitalter von Smartphones, RTL ll und Pornhub hat ein unfassbarer Verrohungsprozess während einer Prägungsphase stattgefunden, den garantiert nicht jeder handeln kann. Ich prophezeie eine richtig schräge und oversexte Problemgruppe die gerade heranwächst. Daher auch die dringende Notwendigkeit meiner bevorstehenden Ausbildung. Mein Traum wäre es, irgendwann meine ausschweifenden Exzesse, mit der privaten Krankenkasse abzurechnen.
Lady Sas: Hast Du die Erfahrung gemacht, dass sich die Wünsche von Stammgästen über die Jahre immer weiter bis ins extreme steigern oder muss das nicht so sein?
Catherine Bizarr: Ins extreme steigern ist nicht so mein Ding. Ich mag es lieber vielseitig und fantasievoll als extrem. Gerade die Spielart „Rollenspiele“ eröffnet ja ein breites Feld sich frei auszutoben.Was mir schon häufiger passiert ist, dass lieb gewonnene Stammgäste versuchten privat sehr nahe mit mir in Kontakt zu kommen und als ich diese Versuche zurück wies, war plötzlich die Geschäftsbeziehung beendet, das finde ich dann extrem.
Cathrine Bizarrs Komplizinnen im Studio
Lady Sas: Du hast einige Komplizinnen bei Dir im Studio. Worin liegt der Reiz, gemeinsam mit einer weiteren Herrin eine Session zu gestalten?
Catherine Bizarr: Pro: Es ist bei den Gästen sehr gefragt und verkauft sich daher ganz gut „von zwei Ladys benutzt zu werden“. Mit der richtigen Komplizin kann man richtig Spaß haben, es ist kurzweilig und man macht nach der Session nicht alleine sauber.Männer wollen unterhalten werden, durch eine kreative Komplizin kann ich mich inspirieren und dann fallen einem meist weitere lustige Sachen ein. Kontra: Je nach Set in Setting kann es sein, dass ich mich nicht völlig ungehemmt einlassen kann wenn eine Kollegin dabei ist. Oder die Session entwickelt sich anders als gewünscht.
Lady Sas: Woher kommt Deine Begeisterung für Rollenspiele und in welche Rollen schlüpfst Du am liebsten?
Catherine Bizarr: Schon als Kind wollte ich eigentlich ausschließlich soziale Rollenspiele spielen und habe damals schon alle dominanten Rollen abgegriffen. Auf dem Gebiet bin ich echt ein Freak, meine Fantasie in diese Richtung ist schier unerschöpflich und wenn alles nach Plan läuft, darf ich vielleicht ein Skript für ein erotisches Hörbuch liefern. Jedenfalls verhandele ich gerade mit entsprechenden Interessenten aber ich mach nicht über ungelegte Eier reden. Genau mein Ding wäre es!
Lady Sas: Wie ist es für Dich, in eine andere Rolle zu schlüpfen? Ist es ein Abtauchen in eine andere Welt oder fühlst Du Dich dann mehr als Schauspielerin in einer Inszenierung?
Catherine Bizarr: Boah, was für eine schwere Frage. Ich musste da ernsthaft drüber nachdenken, glaube aber eine Erklärung zu haben. Abgekürzt sage ich, dass man in eine andere Welt eintaucht, die völlig von einem steuerbar ist weil inszeniert. In dem Moment lässt man ein Stück weit die Realität los und hat somit ein Ventil etwas abzulassen. Aber auch da muss man genau hinschauen was für eine Art Rollenspiel geliefert werden soll. Wenn im Rollenspiel sogenanntes „Reinszenieren“ einer traumatischen Erfahrung Kindheitserfahrung umgesetzt wird, sollte man darauf eingestellt sein, den Gast auffangen zu können. Das Gehirn baut traumatische Erlebnisse manchmal in sexuelle Präferenzen um, um diese einfacher handeln zu können, ist kein Fehler wenn man das erkennen kann. Unter Umständen kann so eine Reinszenierung echt befreiend sein. Aber das ist jetzt wirklich sehr stark verkürzt und vereinfacht ausgedrückt.
Lady Sas: Auf Deiner Website lese ich: „Ich stelle so gerne bloß“. Welche Möglichkeiten nutzt Du dafür?
Catherine Bizarr: Da muss man sehr behutsam sein, was man dem Gast tatsächlich zumuten kann. Zwischen Fantasie und Realität ist ja oft eine riesige Kluft. Mit sehr subtilen Methoden kann man eine Demütigung bis auf die Spitze treiben. Beispiel gefällig? Ich hatte mal einen ranghohen Juristen zu Gast, er kam von weiter weg und kündigte an, mehrere Tage zu bleiben. Er wollte sich im Hintergrund als unser privates Spielzeug halten lassen. Der Auftrag war: er wollte eine körperlich schmerzfreie Demütigung geliefert bekommen, dass er Scham bis auf die Knochen spürt. Nach einem Tag haben sich langsam die Möglichkeiten im Studio erschöpft, also musste ich mit ihm vor die Tür. Problem: Aschaffenburg ist eine stockkonservative mittelständige Stadt, also musste das ganz subtil passiere ohne dass Dritte Individuen davon gestört werden, im Gummioutfit kann man in Aschaffenburg nicht vor die Türe. So ging ich vor: zunächst bekam der Deliquent von mir die Fingernägel im nuttigsten Pink lackiert.
Als der Lack getrocknet war, überreichte ich ihm seine Aufgabenliste und erklärte ihm, dass wir zwar in seine Nähe sind, aber dass zu keiner Zeit erkenntlich sein wird dass wir gemeinsam unterwegs sind. Seine erste Aufgabe war, einen Drogeriemarkt zu besuchen um dort Hunde-Leckerlis zu kaufen. Er sollte die Packung einer Mitarbeiterin unter die Nase halten und fragen ob diese Leckerlis denn schmecken. Dabei soll er betont seine lackierten Nägel präsentieren. In einigen Metern Abstand beobachteten wir das Geschehen. Die Mitarbeiterin antwortete kopfschüttelnd, dass sie noch nie Hunde-Leckerlis gekostet hat.
Als nächstes ging es zur Kasse. Dort zahlte er die Leckerlis und fragte beim Bezahlen die Kassiererin ob ihm denn diese Farbe steht. Die etwas konservativ wirkende Kassiererin meinte sehr höflich dass es leider nicht ihr Geschmack sei. Als er dann die Packung aufriss und die Leckerlis verschlang, schaute sie etwas irritiert. Von dort aus ging es weiter in die Apotheke. Dort fragte unser Opfer nach Mini-Kondomen, Potenzmittel und Hämorrhoidensalbe. An der Stelle mussten wir unterbrechen weil die Apothekerin echt sauer wurde und sich ziemlich verarscht fühlte. (Anmerkung von Lady Sas: Catherine schildert noch eine weitere Station, aber das ist für den Blog etwas unappetitlich, ich habe mich daher entschieden, diese Stelle auszusparen.) Die Geschichte ging noch auf dem Level weiter und ich könnte noch andere Fallbeispiele aufzählen, aber ich will mich nicht in Details verlieren.
Tipps von Catherine Bizarr
Lady Sas: Hast Du einen Tipp, wie bzw. wo man einen Sklaven schlagen kann ohne dass er Spuren davon trägt? Ich denke zum Beispiel an Bastonade.
Catherine Bizarr: Nasses Handtuch drauflegen, zusehen dass nichts blutet, also den Rohrstock eher federn lassen zum Aufwärmen, nicht gleich durchziehen und langsam die Intensität steigern. Danach mit Heparinsalbe eincremen. Den Umgang mit dem Rohrstock habe ich von Gabi Hohn, Inhaberin des ersten SM-Studios in Europa gelernt. Das war eine klassische Lady der alten Garde. Sie hat die kommerzielle SM-Szene in Europa etabliert.
Lady Sas: Was inspiriert Dich? Wie kommst Du auf neue Ideen
Catherine Bizarr: Auf neue Ideen muss ich nie lange warten, die kommen immer von alleine. Auch das ist eine, mir angeborene Eigenschaft.
Lady Sas: Berichte uns abschließend noch etwas von der privaten Catherine. Was machst Du, wenn Du nicht die Peitsche schwingst
Catherine Bizarr: Privat bin ich eine ebenso aktive Person. Mein Hobby ist Kochen und ich bin echt gerne zu Hause. Anfang 2017 habe ich aufgrund meines Jobs meine große Liebe verloren. Seither habe ich den Plan gefasst eine ewig ledige zu bleiben. Um diesem Bild auch traditionell zu entsprechen, habe ich mir drei Maine Coon-Katzen angeschafft zu meinem russischen Toyterrier angeschafft. Ich bin also auf dem besten Weg eine unverheiratete Crazy-Catlady zu werden. Außerdem unterstütze zwei feministische Organisationen und publiziere religionskritische, feministische und humanistische Weltanschauungen auf meiner Webseite www.prinziprebellin.de (Update von Lady Sas: Die Website ist nicht mehr erreichbar.)
Lady Sas: Danke für diese Einblicke.