Mir fällt keine andere deutsche Herrin ein, die über so viel internationale Erfahrung verfügt wie Domina Silvia. Sie war bereits in den USA, in Kanada und in der Dominikanischen Republik als Herrin tätig. Ganz zu schweigen von ihrer Arbeit in Deutschland.
Mein Sklave Toytoy hatte vor einigen Jahren das Glück, Domina Silvia in Berlin zur Verfügung stehen zu dürfen. So weiß ich aus erster Hand, welche exzellenten Sessions man mit ihr erleben kann. Toytoy schwärmt noch heute von der strengen, konsequenten Aura, die Domina Silvia umgibt. Von ihrer natürlichen Dominanz und einmaligen Ausstrahlung. Aber auch von ihrer Fairness und einfühlsamen Fürsorge. Heute lebt die attraktive Herrin im sonnigen Spanien, in Madrid. Wem das zu weit ist, der kann Domina Silvia auch regelmäßig in Augsburg antreffen, im Studio ihrer Freundin Lady Nicole, dem Domicile Dark Emotion.
Domina Silvia ist vielen Leserinnen und Lesern sicher auch durch ihre Fetisch-Filme ein Begriff, die unter ihrem eigenen Label „SM Studio Berlin“ erscheinen. Das Konzept dahinter ist, mit den Filmen einen Einblick in ihr Leben als Domina zu ermöglichen. Und Sessions zu zeigen, wie sie sich tatsächlich in ihrem Studio abspielen.
Kurzum: Domina Silvia ist eine Persönlichkeit, die in meiner Interviewreihe auf keinen Fall fehlen sollte. Ein Gespräch über das Leben in Madrid, Filmdrehs, gesellschaftliche Tabubrüche, die Entwicklung der Szene und Nachwuchsförderung.
Domina Silvia
Seit vielen Jahren ein Begriff in der SZ-Szene.
Nicht nur in Deutschland, sondern international.
Domina Silvia im Interview
Lady Sas: Liebe Silvia, Du lebst seit 2008 in Spanien, weil Du Dich hier als Produzentin Deiner Fetisch- und SM-Filme freier entfalten kannst. Was gibt es noch für Vorteile – außerdem dem guten Wetter natürlich?
Domina Silvia: Ich habe immer gern im Ausland gelebt, wie zuvor in der Dom. Rep., USA und ganz besonders gern in Kanada. Es ist eine tägliche Herausforderung, sich im wahrsten Sinne des Wortes durch schlagen zu müssen. Nicht nur die Sprache, sondern auch die Mentalität – mitunter auch die Religionen – bedürfen eines besonderen Feingefühls. Auch die Neigungen scheinen teilweise „landestypisch“ zu sein. Vorteilhaft finde ich in Spanien für meine gewerbliche Tätigkeit, dass die BDSM-Szene, wenn man davon überhaupt sprechen kann, noch relativ klein und und das Thema an sich noch nicht so lange populär ist. Man hat die Möglichkeit, binnen kürzester Zeit alle bekannteren Dominas des Landes kennen zu lernen und die Sklaven sind zum größten Teil noch recht unerfahren und deshalb bei der Kontaktaufnahme eher zurückhaltend und nicht so forsch wie manche Interessenten in Deutschland, die teilweise mit ihrem Wunschzettel an mich herantreten und erwarten, dass ich eine Dientleisterin bin, die diesen gegen entsprechendes Entgelt erfüllen wird. Mitnichten. Da ist dann schon eher Aufklärungsarbeit zu leisten, als bei den SM-mässig noch nicht so bewanderten Spaniern, die eine Herrin als solche behandeln und sich respektvoll unterwerfen, um ihrerseits ihre Dienste anzubieten. Für meine privaten Bedürfnisse hätte ich jedoch schon lieber eine größere Auswahl an Kontakten und Events.
Lady Sas: Gibt es auch Nachteile, jetzt in Spanien zu leben?
Domina Silvia: Oh ja, die gibt es allerdings. Mit der Handwerkskunst für den Hausgebrauch ist es gemäß meiner Erfahrungen nicht sehr weit her. Ich habe viele unlogische bis haarsträubende und natürlich auch zeitaufwändige und nervenaufreibende Arbeitsvorgänge beobachtet und war davon direkt betroffen. Auch organisatorisch lässt hier Einiges zu wünschen übrig. Selbst in der Hauptstadt ist die Strom- und Wasserversorgung nicht immer zuverlässig gewährleistet.Ebenfalls musste ich lernen, dass „mañana“ keineswegs „morgen“ bedeutet, sondern lediglich „nicht heute“. Sehr nachteilig ist es jedoch für mich, dass in Spanien die Finanzkrise noch lange nicht vorbei ist und dass die tägliche Herausforderung, die ich oben noch als positiv beschrieben habe, in letzter Zeit in alltäglichen Dingen viel zu oft an die Substanz geht.
„Je besser man sich kennt, umso mehr Spaß kann man miteinander haben.“
Lady Sas: Wie kommst Du auf die Ideen für Deine Filme?
Domina Silvia: Die Ideen für meine Filme entspringen fast ausschließlich meiner Phantasie und entsprechen ausnahmslos meinen eigenen Neigungen. Ebenfalls habe ich in meiner langjährigen Domina-Karriere auch schon so Einiges erlebt, was dann im Film umgesetzt wurde. Hin und wieder habe ich jedoch auch Anregungen von außen mit einfließen lassen, wenn sie mir schlüssig und realisierbar erschienen.
Lady Sas: Du bist manchmal bei Deiner Freundin Lady Nicole im Augsburger Studio DOMICILE DARK EMOTION zu Gast, um hier Stammgäste aus Deiner Zeit in Augsburg zu treffen. Ich finde das wunderbar. Es zeigt, wie intensiv diese Beziehungen sein müssen. Wenn man einen Sklaven schon viele Jahre kennt, ist es dann nicht schwer, diese Beziehung frisch und aufregend zu halten?
Domina Silvia: Ich bin nicht nur manchmal, sondern sehr regelmässig in Augsburg. Mittlerweile jeden Monat für zwei Wochen. Dort habe ich viele langjährige Sklaven aus meiner Zeit Ende der 90er, als ich aus Kanada zurück kam und eine Weile dort lebte, bevor es mich wieder in die Großstadt, Berlin, zog. Anfangs war ich nur ein Wochenende pro Monat nach wie vor auch in Augsburg anzutreffen, wobei sich mein Aufenthalt im Laufe der Zeit und insbesondere nach meinem Umzug nach Spanien zunächst auf eine Woche und mittlerweile auf zwei Wochen ausdehnte. Natürlich kommen auch immer wieder neue Sklaven dazu und eine langfristige Beziehung ist auf jeden Fall in meinem Sinne. Mein Empfinden ist, je besser man sich kennt, umso mehr Spaß kann man miteinander haben. Zum Glück ist mein Interessensprektrum sehr breit gefächert, so dass mir noch lange nicht die Ideen für kreative Sessions und aufregende Szenarien ausgehen. Mit einigen Sklaven entwickelt man sich auch immer weiter und die Begegnungen werden intensiver und hin und wieder verlagern sich auch die Schwerpunkte im Laufe der Zeit. Auch habe ich gelegentlich mal die eine oder andere Überraschung parat. Also es bleibt spannend. Auch über viele Jahre hinweg und wenn man glaubt, mich bereits ziemlich gut zu kennen.
Domina Silvia, die internationale Herrin.
Lady Sas: Kommt es eigentlich auch vor, dass Dich deutsche Gäste in Spanien zu einer Session besuchen?
Domina Silvia: Ja, das kommt vor. Auch Italiener, Engländer, Franzosen, Holländer, etc. – denn ich habe ja auch in Deutschland nicht nur ausschließlich deutsche Gäste. Und wenn es zeitlich nicht anders realisierbar ist, kommen sie mich gelegentlich auch in Spanien besuchen. Der Hauptteil meiner Sessions findet jedoch auf jeden Fall in Deutschland statt.
Lady Sas: Mein Sklave hat Dir einmal in Berlin zur Verfügung stehen dürfen und von Deiner Vorliebe für Anal- und Toiletten-Spiele berichtet. Was ist für Dich das Reizvolle an diesen beiden Praktiken?
Domina Silvia: Das Reizvolle ist für mich auf jeden Fall das „Perverse“ daran, der gesellschaftliche Tabubruch und auch die Faszination, eine „schlimme“ Demütigung in einer sehr intimen Situation zu zelebrieren. Beide Praktiken bedeuten eine sehr große Hingabe und Vertrauen des Sklaven mir gegenüber.
Lady Sas: Hast Du eigentlich noch Phantasien, die Du bist jetzt noch nicht umsetzen konntest? Oder hast Du Dich schon komplett ausleben können?
Domina Silvia: Es gibt sicherlich noch einige Praktiken, die in meinem Kopf herum schwirren und noch nicht umgesetzt wurden. Es müssen dazu aber nicht nur die Randbedingungen und meine sadistische Stimmung im Einklang sein, sondern auch der geeignete Sklave zur Stelle sein. Ich bin sicher, dass ich mich noch lange nicht komplett ausgelebt habe und wahrscheinlich sogar Facetten an mir entdecke bzw. entwickle, die momentan nur latent vorhanden oder gar noch verborgen sind. Ich überrasche mich hin und wieder auch noch selbst.
„Ich bin immer gerne bereit, den Nachwuchs zu fördern und behaupte: Es ist nie zu spät und selten zu früh. Mein Rat ist, sich an renommierte SM-Studios zu wenden, die oft auch sog. Domina-Workshops in Gruppen- und Einzelkursen anbieten. Natürlich bietet auch das Internet vielfältige Möglichkeiten, sinnvolle Informationen einzuholen, jedoch geht nichts über das reale Erfahren unter fachkundiger Anleitung und vor allem in einer sicheren Umgebung.“
Über die Entwicklung der SM-Szene.
Lady Sas: Wie schätzt Du grundsätzlich die Entwicklung der SM-Szene ein: Gibt es eher immer mehr oder immer weniger Anhänger? Fällt Dir eine bestimmte Entwicklung auf?
Domina Silvia: Bezüglich der Entwicklung der SM-Szene kann ich sagen, dass es generell auf jeden Fall immer mehr Anhänger gibt. Die Neigungen – zumindest was den Hauptteil meiner Studiogäste anbelangt – gehen aber immer mehr in Richtung Demütigung, Ausgeliefertsein und Benutztwerden und weniger in die Masorichtung mit Bestrafung, Schmerzen und Züchtigungen.
Lady Sas: Hast Du einen Tipp für Frauen, die ihre Dominanz gerade erst entdecken und noch unsicher sind?
Domina Silvia: Ich bin immer gerne bereit, den Nachwuchs zu fördern und behaupte: Es ist nie zu spät und selten zu früh. Mein Rat ist, sich an renommierte SM-Studios zu wenden, die oft auch sog. Domina-Workshops in Gruppen- und Einzelkursen anbieten. Natürlich bietet auch das Internet vielfältige Möglichkeiten, sinnvolle Informationen einzuholen, jedoch geht nichts über das reale Erfahren unter fachkundiger Anleitung und vor allem in einer sicheren Umgebung.
Lady Sas: Und hier die letzte Frage: Was sind Deine Pläne für die Zukunft? Magst Du davon etwas preisgeben?
Domina Silvia: Ich trage mich mit dem Gedanken, über kurz oder lang wieder in Berlin ansässig zu werden. Sicherlich wird bis zur Umsetzung noch einige Zeit ins Land gehen, denn für meine vielfältigen Aktivitäten muss erst noch das geeignete Objekt gefunden werden. Vielen Dank für das Interesse und meine besten Wünsche an die Leser.
Lady Sas: Danke für das Interview.
Die tollen Photos sind von Jeff Paris