Sklavin jO bereichert das Team von Lady Sas und bringt die Perspektive einer devoten Frau ein. Alles begann mit einem Interview. Lady Sas war auf die Geschichte der jO-Buchreihe aufmerksam geworden, fand Gefallen daran und stellte jO einige Fragen im Rahmen eines Interviews. Später trafen sie sich zum Austausch von Autorin zu Autorin in Berlin, wo jO lebt. Es freut uns, dass jO sich auf unserer Website einbringt. Mehr über Sklavin jO erfährst du im folgenden Interview.
Interview mit Sklavin jO aus Berlin
Nachdem ich in meiner Sub-Interviewreihe schon einige Sklaven befragt habe, freue ich mich, nun auch eine Sklavin begrüßen zu dürfen: Sklavin jO aus Berlin. „jO“ kommt von Johanna und wer sich ein bisschen mit BDSM auskennt, der wird zweifellos den Bezug zur „Geschichte der O“ erkennen. Ich wurde auf jO durch ihre Buchreihe „Geschichte der jO“ aufmerksam, in der sie anschaulich ihren Werdegang zur O erzählt. Ein Interview über ihre Erlebnisse, Gäste und Entwicklungen im Paysex.
Lady Sas: Liebe jO, bitte berichte uns zunächst, wie Du mit dem Thema BDSM in Berührung gekommen bist und wie Du Dich zur „O“ entwickelt hast.
Sklavin jO: Ich war noch recht frisch in einer Beziehung und habe in der Wohnung meiner Freundin zufällig SM-Spielsachen gefunden. Mir war schnell klar, dass sie darauf steht und ich wollte es auch gern ausprobieren, einfach aus Neugierde. Sie hat erst ein bisschen herumgedruckst und wollte sich eigentlich nicht darauf einlassen, aber ich bin ein ziemlicher Dickkopf. Meine Freundin hat mir dann schließlich das Buch „Geschichte der O“ zum Lesen gegeben und seitdem bin ich mit Haut und Haaren verloren. Mit der Zeit hat sich das immer weiter aufgeschaukelt. Es ist wie eine Sucht, man kommt einfach nicht davon los und möchte immer noch einen Schritt weitergehen. Ich hatte das alles nicht geplant, es ist einfach so passiert.
Lady Sas: Du hast später Deinen Job aufgegeben und bist ins Erotikgewerbe eingestiegen. Hast Du diesen Schritt manchmal bereut?
Sklavin jO: Das muss ich etwas korrigieren. Ich habe meinen Bürojob nicht freiwillig aufgegeben, ich wurde gekündigt. Freiwillig hätte ich mein bürgerliches Leben und die Sicherheit eines regelmäßigen, festen Einkommens vermutlich nicht so einfach hinter mir gelassen. Richtig ist, dass ich bestimmt wieder einen braven Bürojob bekommen hätte, wenn ich mich dafür beworben hätte. Ich war zu diesem Zeitpunkt aber absolut geflashed von dieser geheimnisvollen, faszinierenden BDSM-Welt. Also habe ich mich beruflich in diese Richtung verändert. Im Klartext: Ich habe mich prostituiert, war als Sklavia in einem SM-Studio und als Bizarrescort tätig. Als Escort arbeite ich übrigens immer noch, obwohl ich jetzt wieder einen bürgerlichen Job habe.
Ja, manchmal habe ich den Schritt ins Gewerbe schon bereut. Man erlebt da ja nicht nur nette Sachen. Das fängt bei schwierigen Kunden an und hört bei zickigen Kolleginnen noch lange nicht auf. Ich habe mich auch nie dazu durchringen können, mich in meinem privaten Umfeld zu outen. Das kann ich einfach nicht. Also ist da immer die Angst entdeckt zu werden. Klar, beim Finanzamt und den Behörden habe ich mich angemeldet, das war kein so großes Problem, weil es die nicht wirklich interessiert, wer da vor ihnen sitzt. Aber in meinem privaten Umfeld weiß niemand von meinen Abenteuern.
Wie geht es Dir heute?
Lady Sas: In Deiner Buchreihe „Geschichte der jO“ kann man das alles miterleben. Du beschreibst sehr anschaulich und man bekommt auch einen Einblick in Deine Gefühlswelt. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist die Buchreihe dazu da, um Deine Erlebnisse aufzuarbeiten, richtig? Wie geht es Dir heute?
Sklavin jO: Es geht mir gut, danke. Wenn ich so zurückblicke, bin ich fast erstaunt, dass ich das alles so gut überstanden habe. Ja, ich hatte irgendwann das Gefühl, ich müsste mal mit jemandem über alles reden oder mir alles von der Seele schreiben oder zu einer Therapie gehen oder so. Es hatte sich so viel aufgestaut. Das musste irgendwie raus. Dafür war das Buch bzw. die Buchreihe auch sehr gut. Das hat echt was gebracht und war eine Art Befreiung für mich. Um ehrlich zu sein, hatte ich auch mal eine Phase, in der es mit den Buchungen und mit den Gästen nicht so gut lief. Ich hatte kein Geld für Werbung, also dachte ich mir, ich schreibe auf, was ich bis jetzt erlebt habe und mache so neue Gäste auf mich aufmerksam.
Lady Sas: Hättest Du nicht über die einschlägigen Portale auf Dich aufmerksam machen können? Oder über die sozialen Medien? Du bist auf Twitter aktiv.
Sklavin jO: Ja, das stimmt, inzwischen habe ich mir von anderen einiges abschauen können. Von Dir zum Beispiel 😉 Ich lese Deinen Blog schon länger und wollte auch so etwas starten. Leider bin ich nicht diszipliniert genug, regelmäßig zu posten. Das ist ganz schlimm bei mir. Immer ist irgendetwas anderes wichtiger, ich finde ständig eine Ausrede… Aber auf Twitter bin ich regelmäßig aktiv, das macht mir richtig Spaß und es gibt viele interessante Leute dort.
„Das war so gar nicht vorgesehen“
Lady Sas: Du hast kein Buch geschrieben, sondern eine Buchreihe. Wie kam es dazu?
Sklavin jO: Das war so gar nicht vorgesehen. Eigentlich wollte ich ein einziges Buch schreiben. Hatte ich ja noch nie gemacht. Das Längste, was ich bis jetzt geschrieben hatte, waren Aufsätze in der Schule. Ich lese aber selbst gern und habe mir dann gesagt: Okay, du schreibst es jetzt so auf, dass du es selbst gern lesen würdest. Das kommt gut an, ich habe bis jetzt nur sehr gute Bewertungen bekommen (dreimal auf Holz klopfen). Ich schreibe auch gerne, es fällt mir leicht und ich muss mich da nicht quälen (obwohl ich ja darauf stehe…). Irgendwann war ich bei 242 Seiten und dachte mir: Das wäre jetzt ein guter Punkt, um mal eine Pause zu machen. So ist die Buchreihe entstanden.
Lady Sas: Ich bin jetzt bei Buch 5. Es gibt aktuell noch Buch 6. Wieviele Bücher kommen denn noch in der Reihe?
Sklavin jO: Das freut mich sehr, dass Du meine Bücher liest! Supercool! Leider kann ich nicht sagen, wie lange die Geschichte noch wird, weil ich ja noch mittendrin bin. Ich habe zwar inzwischen wieder einen Bürojob, weil ich mich damit einfach besser und sicherer fühle, aber ich stehe weiterhin am Wochenende für Escortdates zur Verfügung. Die Geschichte der jO geht also weiter. Denn es gibt immer noch Dinge, die ich ausprobieren möchte.
Update von Lady Sas: Es sind 9 Bücher in der Geschichte der jO-Reihe geworden.
Was kickt Dich am BDSM?
Lady Sas: Ich glaube, ich habe das inzwischen recht gut verstanden, aber erkläre doch bitte für die Leserinnen und Leser, was Dich am BDSM kickt.
Sklavin jO: Für mich ist SM eine eigene Welt, in die ich abtauchen kann. Ich liebe es, mich hemmungslos als Frau hingeben zu können. Ich liebe es, zu dienen, zur Verfügung zu stehen, benutzt zu werden und dem Top Freude zu bereiten. Darin finde ich meine Erfüllung. Ich bin zufrieden, wenn der Herr oder die Herrin zufrieden ist. Es ist einfach geil, wenn man sich von allen Konventionen loslösen darf.
Heutzutage wird uns Frauen ja gesagt, wir müssten stark sein, selbstbewusst, unser eigenes Geld verdienen, unseren eigenen Kopf haben und so weiter. Von einem Mann abhängig sein, das geht ja gar nicht. Und uns unterwerfen? Na, höchstens spielerisch ein bisschen im Bett, aber auch das darf man nicht zu laut sagen. Ich genieße es also, mich von diesen Vorgaben komplett lösen zu können und mich ganz hinzugeben und zu schenken.
Lady Sas: In Deinen Büchern hat man den Eindruck, dass der typische Escort-Kunde um die 60 oder noch älter ist. Du bist Mitte 20. Wie gehst Du damit um?
Sklavin jO: Es stimmt, dass die Gäste meistens reifer sind. Das stört mich aber nicht. Ich mag es sogar, wenn der Mann erfahren ist.
Lady Sas: Ich kann mir vorstellen, dass Du nicht unbedingt immer auf durchtrainierte Dressmen stößt. Kam es schon vor, dass Du Kunden abgelehnt hast?
Sklavin jO: Wie gesagt, das Alter und die Äußerlichkeiten interessieren mich nicht so. Sicher, gepflegt sollte ein Gast schon sein, aber ich erwarte ganz sicher keinen Waschbrettbauch. Ab einem gewissen Alter ist das ja auch kaum mehr realistisch. Wegen Äußerlichkeiten lehne ich ganz sicher keine Gäste ab, höchstens, wenn es absolut nicht passt oder der Gast alkoholisiert oder auf Drogen ist. Das kann dann nämlich auch für mich gefährlich werden, da sage ich ganz klar Nein.
Sklavin jO: Gäste werden experimentierfreudiger
Lady Sas: Wie siehst Du die aktuelle Entwicklung im Paysex mit SM-Bezug?
Sklavin jO: Ich kann da ja nur für die passive, devote Seite sprechen, wie es bei Dominas aussieht, weiß ich nicht. Ich stelle aber fest, dass Gäste wieder experimentierfreudiger werden und auch gerne länger spielen wollen. Schwierig und ärgerlich wird es durch Fakeanfragen. Als ich noch unerfahren war, habe ich auch Treffen zum reinen Kennenlernen angenommen. Das war aber dumm von mir, denn viele Männer wollten mich gar nicht buchen, sondern nur angaffen und ausfragen. Aber daraus habe ich gelernt, man muss sich einfach darauf einstellen, dann passt es. SM ist ein Trend und es gibt Frauen, die versuchen, das zu nutzen, um Geld zu verdienen, obwohl sie gar keine Leidenschaft für BDSM haben. Das finde ich schade und seltsam.
Lady Sas: Wünschen Deine Gäste immer BDSM in Verbindung mit Erotik? Oder gibt es auch Ausnahmen?
Sklavin jO: Das ist ganz klar die Regel. Die Herren wollen von ihrer Sklavin eigentlich immer sexuell befriedigt werden. Ausnahmen gibt es schon, aber die sind wirklich selten. Ich hatte auch schon den Fall, dass ein älterer Mann sich nur mit mir unterhalten wollte. Der war einfach einsam. Wir haben uns dann tatsächlich nur gut unterhalten.
Lady Sas: Wie sehen Deine Pläne für die Zukunft aus?
Sklavin jO: Ich plane nicht so viel und bin eher spontan. Aber ich möchte mich gern noch bei Dir bedanken, dass Du mich in die Interviewreihe aufnimmst. Lieben Dank dafür.
Lady Sas: Danke für Deine Zeit, jO.