Mistress Honey Punch aus Leipzig ist ein Lichtblick in der SM-Szene, die in den letzten Jahren zahlreiche Dominas verloren hat. Die junge, äußerst attraktive Herrin ist noch recht neu im Profi-Bereich und gekommen, um zu bleiben. Schließlich fühlt sich Mistress Honey Punch beim Thema weibliche Dominanz ganz in ihrem Element. Im Interview erfahren wir mehr über die junge Domina, die im Leipziger Studio Black Fun erreichbar ist.
Lady Sas: Liebe Mistress Honey Punch, bitte schildere uns deinen Weg zum BDSM.
Mistress Honey Punch: Es war ein langer Weg, doch ich weiß genau, mit welchem Moment ich starten sollte. Das erste Mal hörte ich von SM tatsächlich als Kind beim Abendessen. Damals haben meine Eltern wohl eine Anzeige oder Ähnliches in der Zeitung gelesen. Es wundert wohl nicht, dass diese Anzeige für Aufregung am Tisch sorgte, da ich aus einer polnischen, stark traditionell und religiös geprägten Akademikerfamilie stamme. Was SM sei, wurde mir natürlich nicht erklärt, das wissen meine Eltern wohl bis heute sowieso nicht genau. Jedoch brannte sich in meine Erinnerung die pejorative Neubesetzung des Kürzels SM durch meine Mutter ein, die dazu nur “Syf-Malaria” sagte, was für Syphilis und Malaria steht.
Meine nächste Berührung mit BDSM war, wer hätte es gedacht, im Internet. Ich war noch in einem zarten Alter, als ich mich heimlich am Familien-PC auf schlüpfrigen Seiten herumtrieb und verschiedenste Kategorien durchklickte. Ich war schon immer sehr neugierig und hinterfragte mit dem Alter immer mehr die Dinge, die meine Eltern gerne negativ darstellten. Bei der Kategorie BDSM angekommen, habe ich natürlich gestaunt und wusste nicht, ob ich das, was ich sah, gut finden sollte. Spannend war es auf alle Fälle! Wenn mir die einfachen Filmchen zu langweilig wurden, klickte ich die Kategorie BDSM an. Doch die Welt des BDSM reizte mich damals noch nicht so sehr wie heute, da ich a) zu dem Zeitpunkt noch sehr unerfahren war und b) der Fokus in den Filmen darauf lag, passive Frauen zu züchtigen. In meinem heutigen Wirken als Domina konzentriere ich mich allein darauf, Männer abzurichten.
In den einigen, nennen wir es Vanilla-Beziehungen, die ich hatte, nahm ich im Bett vermehrt die passive Rolle ein. Doch war ich wahrscheinlich aus diesem Grund irgendwie unzufrieden. Das aktive Bespielen meiner Partner machte mir deutlich mehr Freude. Ich bin jemand, der gerne Reaktionen beobachtet. Ich genieße es, wenn Menschen mir wegen meines Aussehens hinterherschauen und ich genieße es ebenso, einen Mann zu beobachten, wie er durch die Kraft meines Antlitz und meiner Hände abgeht. Klingt komisch, ist aber so.
Als dann Corona in unser aller Leben einschlug, suchte ich den Kick im Internet. So stieß ich auf ein bestimmtes Portal und konnte mir in dieser seltsamen Zeit als Online-Domina auch noch etwas dazuverdienen. Ab da an versank ich immer tiefer in die Welt des BDSM. Umso größer wurde meine Faszination, als ich beim Recherchieren zu BDSM-Themen herauslas, dass die “Urväter” des Sadomasochismus zu bedeutenden Literaten und Philosophen zählen. Eine Art bizarre Welt mit intellektuellen Touch, das traf genau meinen Geschmack.
Mit den allmählichen Corona-Lockerungen wagte ich es, das Studio Black Fun in Leipzig zu kontaktieren. Ich war so froh, als ich die Zusage erhielt und eingearbeitet wurde. Seit Anfang 2022 bin ich offiziel im Team vertreten und super im Studio angekommen. Mein Leben hat sich um 180 Grad gedreht und ich bin dankbar, als selbständige Domina arbeiten zu können. Als mir dann eines Tages Madame Gillette, die Hausherrin, von ihren Anfängen erzählte, musste ich schmunzeln. Bei ihr fing alles mit einer Anzeige für ihr eigenes SM-Studio an, die sie in einer Zeitung aufgab. Ob sich meine Eltern wohl damals genau über diese Anzeige aufregten, werde ich wohl niemals herausfinden.
Mistress Honey Punch aus Leipzig im Interview
Lady Sas: Du bist am Anfang auch mit meiner Website und mit meinen Büchern in Kontakt gekommen. Es würde mich interessieren, ob – und gegebenenfalls in welcher Weise – das hilfreich war.
Mistress Honey Punch: Ich habe mir während meiner Zeit als Online-Domina einige Bücher bestellt, um mir ein genaueres Bild von der Welt des Femdom zu verschaffen. Eins von deinen Büchern, in dem Spielideen für SM-Sessions beschrieben sind, hat mir in meiner Anfangszeit geholfen, real, wie auch online. Die beschriebenen Vorschläge regten die eigene Kreativität an und es entwickelten sich während des Chattens auch eigene Ideen. Die Sklaven blieben so länger im Chatraum, was mehr Geld für mich bedeutete.
In der realen Welt hat sich eine Idee aus dem Buch besonders gut ergeben. Ich wollte für eine Kollegin das Badezimmer vorbereiten, das zuvor mein Gast genutzt hatte. Meine Session hat schon begonnen und ich stand etwas unter Zeitdruck. Da mein Gast leider keinen Putzfetisch besaß, machte ich mir seinen Schuhfetisch zum Nutzen. Während ich nicht im Spielzimmer war, sollte er das Objekt seiner Begierde, also meinen Plateauschuh, mit dem Gesicht an die Wand drücken. So hatte er es, wie im Buch beschrieben, direkt vor seiner Nase und die Geilheit wurde angekurbelt. Äußerst praktisch!
Lady Sas: „Mistress Honey Punch” ist ein kreativer, außergewöhnlicher Name. Wie bist du darauf gekommen und was verbindest du damit?
Mistress Honey Punch: Ich habe den Namen zuerst für meine Onlinetätigkeit genutzt und schließlich bin ich dabei geblieben. Ich wollte einen modern klingenden Namen. Freut mich, dass es gut rüberkommt. Doch im Grunde genommen, habe ich mich am traditionellen Grundsatz der Sklavenerziehung orientiert: an Zuckerbrot und Peitsche. Nur, dass es bei mir eben der Honig und die Faust ist.
Lady Sas: Bist du hauptberuflich als Herrin tätig?
Mistress Honey Punch: Ja. Nach dem Studium habe ich Vollzeit im Büro gearbeitet und ich bin froh, dass ich da raus bin! Und nur nebenher im Studio zu arbeiten, wäre eben auch nur Arbeit. Ich liebe meinen Domina-Lifestyle (die Sklaven, die mir in besonderer Weise dienen dürfen, wissen an dieser Stelle Bescheid).
„Shame on you, Uni Leipzig!“
Lady Sas: Du zeigst auf Fotos offen dein Gesicht. Wie geht dein privates Umfeld damit um, dass du als Domina arbeitest?
Mistress Honey Punch: Bisher wissen nur eine Hand voll an Personen aus meinem Umfeld, dass ich jetzt Domina bin. Einige Freunde reagierten etwas verstört, als sie davon erfuhren, doch die meisten feiern es und sagen, es sei mutig und aufregend. Meine Eltern sind wohl einfach nur froh, dass ich glücklich bin. Ob sie die vielen Vorzüge und kreativen Aspekte der Arbeit sehen, wage ich zu bezweifeln. Ich glaube aber, dass sich mit der Zeit jeder irgendwie im eigenen Tempo und auf eigene Weise damit arrangieren wird.
Ich für meinen Teil bin und war schon immer ehrlich. Was die Arbeit angeht, nehme ich kein Blatt vor den Mund. Ich finde das auch wichtig und hoffe, dass Fetisch- und Sexarbeit in der Gesellschaft nicht mehr von oben herab betrachtet wird. Ich bin zwar alles Andere als motiviert, mich tatsächlich politisch zu engagieren, doch hatte ich beispielsweise die Idee, das Thema Fetisch und Sexarbeit im wissenschaftlichen Kontext genauer zu untersuchen. Bei meiner letzten Bewerbung um einen Masterplatz an der Uni Leipzig im Bereich der Kulturwissenschaften stellte ich im Motivationsschreiben meine Ideen vor. Ich wollte ursprünglich im Kulturmanagement Fuß fassen, somit ergab sich die Idee einer Masterarbeit mit einem praktischen Teil. Ich wollte die Leipziger Fetisch- und Sexworker, wie auch Leute aus der Fetischpartyszene etc. zusammenbringen und Live-Interviews durchführen, wie auch kleine Shows veranstalten.
Das Thema Fetisch kann auf so vielen Ebenen genauer betrachtet werden. Es hätten sich bestimmt einige tolle Antworten auf meine Fragen ergeben. Das Resultat meiner Bewerbung: ich wurde erfolgreich Rangletzte und nahm es als Hinweis wahr, dass Leute wie ich anscheinend nicht erwünscht sind. Bei meiner ersten Bewerbung wurde ich schließlich auch nicht Allerletze. Finde ich schade und sehr veraltet so einen Move, shame on you, Uni Leipzig!
Lady Sas: Eine deiner Vorlieben ist der Strap-On. Was reizt dich daran? Was fühlst du, wenn du einen Sklaven durchnimmst?
Mistress Honey Punch: Oh ja, mit dem Strap-On jemanden durchzunehmen, finde ich besonders geil. Ich fühle mich dabei mächtig, aber ich lache auch gerne mal währenddessen. Hängt immer vom Sklaven und der Situation ab. Ich genieße es, dass ich dem Sklaven nah bin, aber dennoch eine deutliche Distanz zwischen uns herrscht. Es kann ein süßer Genuss sein, oder komplette Zerstörung. Hier kommt die Bedeutung meines Namens wieder gut zur Geltung. Nun habe ich mir letztens den wunderschönen Strap-On-Gürtel von Carmen Rivera in Rot-Schwarz geholt, so hat der Akt gleichzeitig eine glamouröse Note. Ein echtes Haute-Couture-(Fick-)Stück!
Misters Honey Punch über das Video mit dem Pony.
Lady Sas: Auf einem Video ist zu sehen, wie du einen Sklaven im Ponykostüm an der Leine draußen außerhalb des Studios herumführst. Wie denkst du über Outdoorspiele? Wo liegen die Grenzen dafür?
Mistress Honey Punch: Das Video ist sowas von durch die Decke gegangen, ich kann es bis heute kaum fassen. Meine Twitter-Followerzahl verdoppelte sich über Nacht. Die Leute stehen einfach auf abgefahrene Sachen! Und vielleicht zerstöre ich jetzt die Magie um diesen Clip, doch war ich mit dem Pony nur mal kurz im Innenhof des Studios eine kleine Runde spazieren. Ich drohe zwar im Video an, mit dem Pony zum Supermarkt zu gehen, aber ich hätte es nicht gemacht. Ich finde Outdoor ist ein schwieriges Thema. Seinen Fetisch öffentlich zu zeigen durch sein äußeres Erscheinungsbild oder öffentliche Paraden sind meiner Meinung nach anders einzuordnen, als private Sessions. Ich fände es auch eher befremdlich, wenn sich vor der Eingangstür zum Supermarkt ein Vanilla-Pärchen wild an sich vergehen würde. Outdoor geht nur, solange sich niemand dadurch belästigt fühlt.
Lady Sas: Deine Homebase ist Leipzig. Kannst du uns etwas über die private SM-Szene Leipzigs sagen?
Mistress Honey Punch: Ich arbeite ausschließlich im Studio Black Fun und habe den Eindruck, dass die Gäste überwiegend nicht aus Leipzig kommen, deswegen glaube ich, dass ich die Frage gar nicht so genau beantworten kann. Im Studio haben wir auch viele internationale Gäste, Sessions auf Englisch gehören zu meinem Alltag.
Zur privaten Leipziger Szene fällt mir nur ein, dass es tolle Latexmodels in Leipzig gibt, die unter Anderen auch ein Fetisch-Event, die Pervy Muse, veranstalten. Die Leipziger Technoclubs sind außerdem auch offen für fetischbegeisterte Gäste, die nicht selten in deren Darkrooms abtauchen.
Über Inspirationsquellen und Freizeitgestaltung.
Lady Sas: Wie kommst du auf neuen Ideen? Was inspiriert dich?
Mistress Honey Punch: Ich schaue viel auf Twitter und Instagram, habe da so meine Domina-Vorbilder. Mit der Sexarbeit ist es wie mit der Kunst, irgendwie gab es schon alles, man kann es nur auf eigene Weise neu interpretieren. Aber auch meine Gäste inspirieren mich, wenn sie mir von ihren Fantasien erzählen. Der Mensch und selbst die Domina lernt niemals aus!
Lady Sas: Verrate uns bitte, wie Du Deine Freizeit gestaltest.
Mistress Honey Punch: Ich liebe es mit meinem Mountainbike durch den Wald zu fahren und dabei die Natur auf mich wirken zu lassen. Ich versuche das so oft wie möglich in die freie Zeit meines Alltags einzubauen. Ansonsten verbringe ich unglaublich gerne Zeit mit meinem Freund, meiner Familie und Freunden. Ich koche gerne, schätze gute Restaurantbesuche oder gehe auch mal feiern.
Lady Sas: Wie sehen Deine Pläne für die Zukunft aus?
Mistress Honey Punch: Ich bin nicht wirklich jemand, der einen Plan schmiedet. Ich habe so einige Ideen im Kopf, doch setze ich mir lieber kurzfristige Ziele, die ich ansteuere. Als nächstes steht eine eigene Website an.
Lady Sas: Danke für das Interview.
Ein interessantes Interview mit einer überein interessanten Dame.
Ich finde es ja immer interessant, wie andere zu BDSM gekommen sind, und wie direkt oder indirekt der Weg dahin ging. Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, früher mit meinen Eltern darüber geredet zu haben, oder jetzt mit meinen Kindern. Allerdings war es bei Mistress Honey Punch ja auch offensichtlich gar nicht gewünscht, von beiden Seiten.
Mistress Honey Punch, viel Erfolg in der Szene, viel Spaß, und dass sie uns so lange wie möglich erhalten bleiben, weil es ihnen Spaß macht.