Mistress Polar ist in Hamburg als Bizarrlady tätig und fiel mir durch ihr stilvolles, sehr attraktives Äußeres auf. Ich bat sie um ein Interview, um mehr über sie und ihren Blick auf die Welt des BDSM zu erfahren. Ich darf schon jetzt verraten, dass dieses Interview besonders gelungen ist, denn Mistress Polar hat so viel mehr zu bieten als nur ein attraktives Äußeres. Sie ist eine facettenreiche Persönlichkeit, die neugierig auf die Welt ist, sich gerne ausprobiert, selbst reflektiert und weiterentwickelt. Sehr interessant sind ihre Gedanken insbesondere zur Frage, wie freundlich eine Herrin sein sollte und ob es angemessen ist, sich als Wunscherfüllerin zu begreifen.
Am Ende des Interviews lässt Mistress Polar regelrecht eine Bombe platzen: Sie erklärt, dass sie gerade an einem deutschen Rap-Album arbeitet, in dem sie über ihre Erfahrungen als Domina rappt – und das mit einer großen Prise Humor. Wow! Ich bin schon sehr gespannt darauf. Doch bevor ich über Mistress Polar als Musikerin berichte, dürft ihr euch jetzt erst einmal über Mistress Polar als Bizarrlady freuen. Viel Freude mit dem Interview.
Lady Sas: Liebe Mistress Polar, beginnen wir mit deinem Namen. Verbirgt sich hinter „Mistress Polar“ eine Geschichte oder Philosophie? Wie kamst du darauf?
Mistress Polar: Mein Name ist Polar, was auch bedeutet, zu polarisieren, und genau das spiegelt sich in meiner Arbeit im BDSM wider. In diesem Bereich ist es fast unvermeidlich, unterschiedliche Reaktionen hervorzurufen. Meine Rolle und die Praktiken, die ich erkunde, lösen oft eine starke Resonanz aus – sei es Faszination, Neugier oder manchmal auch Unverständnis. Für mich ist es spannend, diese Dynamik zu erleben und Gespräche anzustoßen, die tiefere Einblicke in Machtverhältnisse, Intimität und persönliche Grenzen bieten. Letztlich geht es darum, durch diese Polarität Offenheit und Verständnis zu fördern.
Mistress Polar im Interview
Lady Sas: Bitte schildere uns deinen Weg in den bizarren Bereich.
Mistress Polar: Ich habe meine Reise in diese faszinierende Welt damit begonnen, indem ich meine eigenen Interessen und Fantasien erkundet habe. Anfänglich war ich neugierig auf BDSM und Fetisch und habe viel über die verschiedenen Facetten durch Online-Recherchen, Bücher und das Vernetzen mit Gleichgesinnten gelernt. Nachdem ich meine Neigungen besser verstanden hatte, entschied ich mich, meine Leidenschaft in einen Job umzuwandeln, um anderen zu helfen, ihre Fantasien zu verwirklichen.
Zunächst begann ich als Online-Domina, wo ich Webcam-Sessions und Chats anbot, und durch diese Interaktionen konnte ich erste Erfahrungen sammeln und mein Wissen erweitern. Ich begann auch damit, Wunschbilder und personalisierte Videos anzubieten, um individuelle Fantasien visuell umzusetzen. Darüber hinaus verkaufte ich meine getragene Wäsche, was eine weitere Möglichkeit war, intime Wünsche meiner Klienten zu erfüllen. Diese Anfänge haben mir nicht nur ermöglicht, meine eigene Sexualität besser zu verstehen, sondern auch ein sicheres und respektvolles Umfeld für meine Klienten zu schaffen.
Mit der Zeit habe ich meine Fähigkeiten weiterentwickelt und immer mehr Vertrauen in meine Rolle gewonnen. Das positive Feedback und die Dankbarkeit meiner Klienten motivieren mich, weiterhin zu wachsen und meine Leidenschaft für BDSM und Fetisch zu teilen. So habe ich meine Berufung gefunden – als Fetisch-Wunscherfüllerin, die anderen hilft, ihre intimsten Wünsche auszuleben.
Durch den Podcast von Aurora Nia Noxx bin ich Mitglied der Mistress Academy geworden und habe so viele wertvolle Einblicke und Mentoren gefunden. Jetzt bin ich stolz darauf, als feste Domina im Mistress Empire tätig zu sein, wo ich meine Fähigkeiten weiter ausbauen und meine Leidenschaft für BDSM voll ausleben kann. Es ist spannend, Teil dieser inspirierenden Community zu sein!
Lady Sas: Auf deiner Website steht: „Willkommen bei Mistress Polar, deine Bizarr-Lady & Fetisch-Wunscherfüllerin“. Der Begriff „Wunscherfüllerin“ wird von privaten Femdoms negativ bewertet, weil sie sich von Subs nicht instrumentalisieren lassen wollen. Du dagegen bekennst dich ganz unumwunden dazu, eine Wunscherfüllerin zu sein. Bist du da nicht ein bisschen zu freundlich und zuvorkommend, auch als Profi-Herrin? Oder findest du, dass du einfach nur ehrlich und realistisch bist?
Mistress Polar: Als Bizarr-Lady biete ich ebenfalls wie die private Femdom BDSM-Praktiken an, jedoch mit einem stärkeren Fokus auf ungewöhnliche oder extreme Fetische und Fantasien, die nicht unbedingt im traditionellen BDSM-Rahmen liegen. Dies kann Praktiken umfassen, die als besonders unkonventionell oder „bizarr“ angesehen werden, wie zum Beispiel Fetische für bestimmte Materialien, Körpermodifikationen oder Rollenspiele mit starken Tabubrüchen. Der Hauptunterschied liegt also oft im Umfang und der Art der angebotenen Fetische und Praktiken. Während es bei einer Domina häufig um die Macht- und Kontrollaspekte geht, betont die Bizarr-Lady eher die Auslebung extravagant-spezifischer Fetische und Fantasien. Daher bin ich gerne auch eine Wunscherfüllerin in diesem Bereich.
Letztendlich ist es für mich eine Dienstleistung. Natürlich verstehe ich, dass einige Femdoms es möglicherweise nicht schätzen, außerhalb der Sessions eine freundliche Beziehung zu haben. Für mich jedoch hat jeder seine eigene Art, BDSM zu leben. Ich lege großen Wert darauf, zugewandt und offen zu meinen Subs zu sein, denn ich glaube, dass eine freundliche Atmosphäre das Erlebnis nur bereichert. Ich praktiziere BDSM nicht als 24/7-Lebensstil, daher sehe ich keine Probleme darin, außerhalb der Sessions auf eine freundliche Art zu interagieren.
Mistress Polar, Bizarr-Lady & Fetisch-Wunscherfüllerin
Die Herrin über Berührbarkeit
Lady Sas: Als Bizarrlady bist du berührbar. Wie weit kann die Körperlichkeit in einer Session gehen? Und kann es auch sein, dass du mit einem Gast lieber keine körperliche Nähe zulassen möchtest?
Mistress Polar: Als ich angefangen habe, habe ich viel ausprobiert, besonders in Bezug auf Berührung. Zunächst begann ich als unnahbare Herrin, aber im Laufe der Zeit habe ich mich weiterentwickelt und auch Berührungen in meine Sessions integriert. Sogar eine Zeit lang habe ich Geschlechtsverkehr angeboten – ich habe mich wirklich ausgelebt und alle Facetten dieser Welt ausgekostet. Für mich steht BDSM jedoch immer noch in einem sexuellen Kontext. Ich verstehe, dass sich auch die Mehrheit der spielenden Partner*innen in der Mitte wiederfindet, wo Zärtlichkeit und Nahbarkeit dazugehören, um sich in das Thema einzubringen. Viele Paare spielen eher privat und suchen nicht unbedingt die Dienste einer professionellen Dame. So habe ich für mich die Mitte gefunden, in der ich als berührende, nahbare Bizarr-Lady agiere. Der Geschlechtsverkehr ist für mich inzwischen etwas, das ich für mich selbst auskoste und nur mit meinem Partner teile. Diese intime Erfahrung ist mir und ihm vorbehalten und schafft eine besondere Verbindung, die mir wichtig ist.
Lady Sas: Kannst du auch sehr streng und gemein sein und im harten BDSM-Bereich spielen, wenn das gewünscht ist?
Mistress Polar: Ja, natürlich – lass dich nicht von meiner liebevollen Seite täuschen. Wenn es der Wunsch des Gastes ist, bin ich auch bereit, sehr herrisch und sadistisch zu sein. Ich spiele sehr gerne mit extrem devoten und masochistischen Subs. Diese Dynamik ermöglicht es mir, die verschiedenen Facetten meiner Persönlichkeit auszuleben und tiefere Erfahrungen zu schaffen. Es ist die Mischung aus Zärtlichkeit und Dominanz, die für mich das Spiel so spannend macht.
Wenn der Spielpartner es wünscht, bin ich gern streng oder gemein. Ich finde, dass es wichtig ist, die Wünsche und Grenzen des Gegenübers zu respektieren und gleichzeitig meine eigene Energie und Präsenz einzubringen. Für mich ist es aufregend, in verschiedene Rollen zu schlüpfen und das Vertrauen und die Dynamik zwischen uns zu erkunden. Ob streng, gemein oder liebevoll – es geht darum, das Beste aus der gemeinsamen Erfahrung herauszuholen.
Lady Sas: Kommt es vor, dass dich Gäste als Herrin unterschätzen, weil du so freundlich rüberkommst?
Mistress Polar: Ja, auf jeden Fall. Ich überrasche viele Menschen mit meiner konsequenten Art. Ich bin unheimlich gewachsen. Früher war ich wirklich das, was man einen People Pleaser nennt. Aus Angst vor Ablehnung habe ich meine komplette Persönlichkeit unterdrückt. Man könnte fast meinen, ich wäre eine Schauspielerin gewesen, als ich in den Prozess gewechselt bin, meine wahre Natur zu zeigen. Heute weiß ich, dass ich naturdominant bin. Ich habe gelernt, meine Stärken zu akzeptieren und zu nutzen, und das macht mich zu der Person, die ich jetzt bin. Es ist eine befreiende Erfahrung, authentisch zu leben und meine dominante Seite auszuleben.
Dennoch bedeutet Freundlichkeit ja nicht, dass ich weniger dominant oder konsequent bin. Ich glaube, dass man beides kombinieren kann – eine freundliche Herangehensweise und gleichzeitig eine klare, dominante Präsenz. Freundlichkeit eröffnet oft die Möglichkeit für tiefere Verbindungen und schafft Vertrauen, während ich gleichzeitig mit der nötigen Konsequenz und Autorität agiere. Es ist eine Frage der Balance, die es mir ermöglicht, meine Stärken als dominante Person auszuleben, ohne dabei meine empathische Seite zu verlieren.
Lady Sas: Wer so bezaubernd aussieht wie du hat bestimmt viele Verehrer. Das ist schmeichelhaft, kann aber vielleicht auch nerven. Gab es da schon Schattenseiten, etwa durch einen Gast, der sich in dich verliebt hatte?
Mistress Polar: Vielen Dank für dein Kompliment zu meinem Aussehen! Die einzige Schattenseite ist, dass die meisten Männer oft denken, sie hätten keine Chance bei mir. Ich bin sapiosexuell und lege großen Wert auf Intelligenz und interessante Gespräche. Natürlich finde ich ein gepflegtes Äußeres und einen eleganten Stil bei potenziellen Partnern sehr ansprechend. Dennoch hat sich bisher noch niemand wirklich in mich verliebt, auch wenn sicher schon einige Male geschwärmt wurde. Für mich sind die emotionalen und intellektuellen Verbindungen letztendlich entscheidend.
Mistress Polar über ihre Freizeit und ihre Pläne für die Zukunft
Lady Sas: Du bist noch nicht so lange im Profi-Bereich tätig. Wie hast du die bürokratischen Hürden und Anforderungen auf deinem Weg in den Profi-Bereich empfunden?
Mistress Polar: Wenn du auf den Ausweis zur Prostitution und die dazugehörigen Gesundheitsbelehrungen anspielst, dann kann ich sagen, dass das kein großer Aufwand für mich war. Ich finde es wichtig und richtig, Aufklärungsarbeit zu leisten und den Schutz aller Beteiligten zu gewährleisten. Gesetze sind wichtig und helfen, die Sexarbeit zu regulieren. Sie schaffen einen Rahmen, der sowohl die Rechte der Arbeiter*innen schützt als auch das Wohl der Kunden berücksichtigt.
Lady Sas: Auf deiner Preisliste steht bei einer Stunde: „200 € – 300 €“. Das ist eine recht große Preisspanne. Warum gibt es keinen eindeutigen Preis?
Mistress Polar: Preise sind Richtpreise und richten sich nach Angebot, Service und Nachfrage. Sie geben einen Rahmen vor, innerhalb dessen die verschiedenen Dienstleistungen bewertet werden können. Faktoren wie die Art der Session, die Erfahrung der Dienstleisterin und die speziellen Wünsche der Kunden spielen dabei eine entscheidende Rolle. Es ist wichtig, diese Aspekte zu berücksichtigen, um ein faires und transparentes Preisgefüge zu schaffen. Wobei ich mich dabei auch nicht zu weit nach unten oder oben bewege, wenn es um die gängigen Preise der Branche geht. Ich halte es für wichtig, ein ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis anzubieten, das sowohl meiner Erfahrung und den Dienstleistungen gerecht wird als auch für die Kunden attraktiv bleibt. So schaffe ich Transparenz und Fairness, ohne die Qualität meiner Arbeit und den Wert meiner Zeit zu mindern.
Lady Sas: Verrate uns bitte, wie Du Deine Freizeit gestaltest.
Mistress Polar: Wenn ich keine BDSM-Aktivitäten mache, gestalte ich meine Freizeit auf vielfältige Weise. Ich genieße es, Zeit mit Freunden zu verbringen, neue Restaurants auszuprobieren oder gemütliche Abende zu Hause zu genießen. Oft lese ich gerne Bücher, höre Musik oder schaue mir Filme an, die mich interessieren. Außerdem finde ich es wichtig, mich körperlich zu betätigen, sei es durch Sport, Yoga oder Spaziergänge in der Natur. Das hilft mir, mich zu entspannen und neue Energie zu tanken.
Kreative Hobbys wie Malen, Singen oder Schreiben können ebenfalls eine erfrischende Ablenkung sein und ermöglichen es mir, mich auszudrücken. Letztendlich finde ich es wichtig, die Balance zwischen meinen beruflichen Interessen im BDSM-Bereich und anderen Lebensbereichen zu halten, um eine erfüllte und abwechslungsreiche Freizeit zu genießen.
Lady Sas: Wie sehen Deine Pläne für die Zukunft aus?
Mistress Polar: Die Pläne für meine Zukunft sind spannend! Zum einen habe ich ein neues Hobby entdeckt – ich arbeite gerade an einem deutschen Rap-Album, in dem ich über meine Erfahrungen als Domina rappe, und das mit einer großen Prise Humor. Ich lade euch ein, meine sozialen Medien zu verfolgen, damit ihr informiert seid, wenn der erste Song auf Spotify erscheint.
Zum anderen arbeite ich weiterhin an meiner neuen Homepage, auf der ich online für alle meine Fans und Subs erreichbar bin. Dort wird es tolle Chats und Livestreams geben, sowie privates Cam-to-Cam-Streaming. Ihr könnt auch meine Videos herunterladen. Wie du siehst, habe ich weiterhin sehr viel Spaß an meiner Online-Präsenz und der Nähe zu meiner Community. Es ist mir wichtig, eine Verbindung zu den Menschen aufzubauen, die mich unterstützen und Interesse an meiner Arbeit haben!
Ich danke dir für die tolle Gelegenheit, deine Interviewpartnerin zu sein, und fühle mich geehrt, bei einer Ikone wie dir für ein Interview ausgesucht worden zu sein. Es ist wirklich eine Freude, meine Gedanken und Erfahrungen zu teilen. Deine Fragen sind spannend und anregend, und ich freue mich, Teil dieses Gesprächs zu sein!
Lady Sas: Herzlichen Dank, liebe Mistress Polar, für deine Zeit und deine interessanten, offenen Antworten. Über dein Rap-Album werde ich gerne berichten.