Violetta Stahl, Berlin

Violetta Stahl
Violetta Stahl

Violetta Stahl ist eine facettenreiche, attraktive und geistreiche Lady, der man mit der Bezeichnung „Domina“ allein sicher nicht gerecht wird. Sie beschäftigt sich mit vielen Projekten und ist im Femdom-Bereich äußerst aktiv. Ich freue mich, dass sie trotzdem Zeit gefunden hat, mir einige Fragen zu beantworten. 

Lady Sas: Liebe Violetta, Du hast Dein eigenes SM-Studio, Du bildest Damen zur Profi-Domina aus, Du gibst Workshops und Coachings, Du führst Ultravioletta, die Agentur für bizarre Angelegenheiten, Du betreibst eine Sklavenvermittlung, Du organisierst FemDom-Play-Partys. Und jetzt machst Du auch noch eine Ausbildung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie. Hand aufs Herz: Schläftst Du eigentlich auch mal?

Violetta Stahl: Wenn ich die Aufzählung so sehe, bin ich jetzt selbst überrascht, welchen Umfang das hat. Aber keine Sorge, schlaflose Nächte bereitet mir das nicht 😉

BDSM Coach Violetta Stahl
Violetta Stahl

Violetta Stahl im Interview

Lady Sas: Andere haben nur ein Projekt, Du hast gleich mehrere. Was treibt Dich an? Woher kommt diese Lust, soviel auf die Beine zu stellen?

Violetta Stahl: Die einzelnen Projekte sind natürlich im Zusammenhang zu sehen. Es gibt überall Schnittmengen. Das relativiert den Umfang sicherlich. Die Projekte ergänzen sich und ergeben zusammen ein Bild dessen, wie ich BDSM lebe: Privat und beruflich. Seit ich mir meiner dominanten Seite bewusst geworden bin, herausgefunden habe, was meine Leidenschaft ist, möchte ich täglich die bizarre Welt ein Stückchen besser kennenlernen. Die bizarre Welt lebt aber auch davon, dass man die Leidenschaft und die Sehnsüchte mit anderen gemeinsam auslebt, sich austauscht, Erfahrungen teilt, sich gegenseitig inspiriert. So wie ich durch andere inspiriert werde, so möchte ich auch andere begeistern, ihre Lust auszuleben. Dieses Ausleben der eigenen Lust immer auch in dem Bewusstsein, dass man es mit Menschen zu tun hat. Menschen, die so unterschiedlich sind: In ihren Wünschen, Leidenschaften, Träumen, Sehnsüchten. Was für die eine oder den anderen höchsten Lustgewinn bedeutet, kann für andere trival oder gar abtörnend sein. Die Kommunikation mit Menschen, meine Lust mit Menschen zu kommunizieren ist für mich genauso wichtig, wie das Ausleben meiner eigenen Leidenschaft. Als Domina habe ich meinen Traumberuf gefunden, habe mir mit meinen eigenen Spielräumen ein unabhängiges Umfeld geschaffen, das ich für eigene Sessions nutze, aber auch teile, um andere mit meiner Begeisterung anstecken zu können. In diesem Umfeld hat jede Teilnehmerin meiner Workshops und Seminare die Gelegenheit, die persönlichen Vorlieben in Ruhe kennenzulernen und zu schärfen. Ergänzende Elemente wie die Vermittlung von Sklaven und Übungsobjekten, Play-Parties in intimer Atmosphäre sind dabei Angebote, tiefer einzutauchen, die Bandbreite der Spielmöglichkeiten zu erkunden und eventuelle Berührungsängste abzubauen.

Lady Sas: Du hast 15 Jahre im Marketing gearbeitet: Hilft Dir dieser Hintergrund bei Deinen Projekten?

Violetta Stahl: Betrachtet man Marketing nicht alleine als Werbung oder verkaufsfördernde Massnahme, sondern als integrative Funktion der Unternehmenssteuerung, ist dieser berufliche Hintergrund ein wesentlicher Baustein für meine eigene Geschäftstätigkeit. Nicht zuletzt sind viele der Teilnehmerinnen meiner Seminare aber auch Existenzgründerinnen, die in mehr oder weniger grossem Umfang einen beruflichen Neustart wagen bzw. sich neu orientieren oder ein weiteres Standbein für sich entwickeln. Das Know-how aus meinen Erfahrungen als Marketingcoach verbunden mit denen als Domina macht das aus, was ich in den Projekten vermittele.

bdsm coach

Wie wichtig ist Marketing-Know-how für eine Domina?

Lady Sas: Ganz grundsätzlich gefragt: Wie wichtig ist Marketing-Know-How für eine professionelle Domina?

Violetta Stahl: Wie bei jedem Projekt, wie bei jeder Dienstleistung muss man auch als Domina grundlegende Aspekte berücksichtigen, will man erfolgreich sein. Letztendlich ist auch die Tätigkeit als Domina ein Beruf. Kenntnisse des Marktumfeldes, Berücksichtigung von Trends, Identifizierung und Ansprache der Zielgruppe, Erreichung eines Bewusstseins für das eigene Angebot im Markt sind genauso wie grundlegende betriebswirtschaftliche Kenntnisse notwendig. Das klingt jetzt nicht unbedingt sexy. Aber es ist neben den fachlichen und sozialen Kompetenzen, die man als Domina einbringt, neben der Leidenschaft für Bizarres, ein wichtiger Erfolgsfaktor. Und erfolgreich möchten wir ja sein, denn wie heißt es so schön: Erfolg macht sexy!

Lady Sas: Wie ist Dein persönlicher Eindruck: Interessieren sich immer mehr Menschen für BDSM oder immer weniger?

Violetta Stahl: Das ist schwer zu beantworten. Statistisch lässt sich vermutlich nicht nachweisen, dass sich heute mehr Menschen als früher für BDSM interessieren. Was natürlich feststellbar ist, dass es heute eine wesentlich stärkere Präsenz des Themas in den Medien gibt. Das könnte vermuten lassen, die Zahl der BDSM-Interessierten ist heute gefühlt höher. Die Berichterstattung ist mittlerweile um ein Vielfaches grösser als noch vor einigen Jahren. Auch ist die Zahl der Parties, der Einkaufsmöglichkeiten für Toys und Fashion, der Communities im Internet enorm gewachsen. Ob aber ein Paar, das im Club oder auf einer Party seine Leidenschaft für BDSM im öffentlichen Umfeld auslebt, völlige Neueinsteiger sind, lässt sich nicht zwangsläufig als Indikator für einen Anstieg des Interesses ausmachen. Das grössere Angebot, ausserhalb der eigenen vier Wände bizarr zu spielen, lässt den Eindruck entstehen, dass heute mehr Menschen an BDSM interessiert sind. Was aber nicht ausschliesst, dass nicht auch schon vorher im privaten Rahmen diese Leidenschaft gelebt wurde.

Lady Sas: Du bildest Frauen zur Domina aus. Macht das derzeit überhaupt Sinn? Gibt es nicht eh schon zu viele Studios?

Violetta Stahl: Ich denke, dass man das nur schwer quantitativ betrachten kann. Die Dynamik in der Szene lässt sich nicht an der Anzahl von Studios ablesen. Vor allem, da sich das Tätigkeitsfeld einer Domina nicht alleine auf ein SM-Studio beschränken lässt. Je nach Neigung, Art des Rollenspiels und persönlicher Vorliebe beider Seiten gibt es viele örtliche Optionen. Das, ich nenne es mal das „klassische SM-Studio“, ist dabei nur eine von vielen. BDSM ist solch ein vielschichtiges Spielfeld, auf dem jede und jeder seine bizarren Sehnsüchte, so unterschiedlich sie sind, ausleben kann. Aus meinem eigenen Erleben kann ich nur sagen, dass sich immer mehr Frauen für das Berufsbild der Domina interessieren und über das Interesse hinaus ernsthaft diesem Beruf, teilweise auch neben einer „bürgerlichen“ Tätigkeit, nachgehen wollen. Dabei sind die beruflichen Hintergründe der Frauen sehr unterschiedlich. Jede bringt neue Facetten ein, wie sie als Domina wirken möchte. Jede hat eigene Vorstellungen und dominante Sehnsüchte. So wie auch die Männer unterschiedliche Fantasien haben. In meinen Workshops und Seminaren entstehen dadurch auch immer in den angeregten und intensiven Diskussionen wieder neue Inspirationen. Für mich und die Frauen! Was Schöneres kann man sich kaum vorstellen: Neue Einflüsse, neue kreative Ideen.

Violetta Stahl
Violetta Stahl

Violetta Stahl über Anfängerfehler

Lady Sas: Was sind wohl die häufigsten Anfängerfehler, die Du bei Deinen Schützlingen beobachtest?

Violetta Stahl: Den oder die klassischen Anfängerfehler gibt es eigentlich nicht. Wie bei fast allem im Leben ist aber sicherlich zu sagen, dass man dranbleiben muss. Wer reingeschnuppert hat und seine Leidenschaft ausleben will, sollte das konsequent weiterverfolgen, sollte herausfinden, was der eigenen Neigung am besten entspricht und ausprobieren, was am meisten Spass macht. Die Neugierde steht zugebenermassen häufig nachvollziehbaren Berührungsängsten gegenüber. Wichtig ist immer, dass man sich bewusst ist, es mit Menschen zu tun zu haben. Jeder Mensch ist anders, hat unterschiedliche Vorlieben, hat andere Neigungen, hat andere Tabus. Was mit dem einen Spielpartner nicht so gut funktioniert, kann mit einem anderen ein emotionales und erotisches Feuerwerk sein! Weil dann möglicherweise die Neigungen viel besser zusammenpassen. Das Vorgespräch ist daher immer sehr wichtig. Herauszufinden, wo die Neigungen den anderen liegen, was die Träume, Sehnsüchte, aber auch was die Grenzen sind, ist schonmal die halbe Miete für ein gelungenes Spiel. Im Spiel dann das Feedback einzuholen, zu kommunizieren, hilft, für beide eine Atmosphäre des Vertrauens zu schaffen und ein beiderseitiges Ausleben der Leidenschaft zu erreichen.

Lady Sas: Hast Du vielleicht den einen oder anderen Tipp für Nachwuchs-Dominas bzw. Frauen, die ihre Dominanz ganz neu ausleben wollen?

Violetta Stahl: Wer neugierig ist, sollte sich nicht davon abhalten lassen, den Schritt zu wagen. Auszuprobieren, was geht. Die eigenen Präferenzen erkunden. Mit jedem Spiel, im privaten Bereich ebenso wie in einer Profi-Session oder auf einer Party, bekommt man neue Inspiration und erfährt mehr über das dominante Spiel, über die Spielpartner. Vor allem aber auch über sich selbst.

Lady Sas: Glaubst Du, dass man sein Leben lang als Domina arbeiten kann? Oder ist das ein Beruf, den man nur eine begrenzte Zeit ausüben kann?

Violetta Stahl: Der Beruf der Domina kann nach meiner Erfahrung unabhängig vom Alter ausgeübt werden. Die Teilnehmerinnen sowohl meiner Workshops als auch der Seminare bilden ein ganz breites Altersspektrum ab. Ob mit Anfang zwanzig oder im reiferen Alter. Jede Frau möchte ihre Sexualität ausleben. Die einen intensiver, die anderen weniger intensiv. Nicht wenige möchten dies auch ergänzt um bizarre Elemente tun. Das Alter setzt hier keine Grenzen. Zumal die Vorliebe submissiver Männer hier ebenfalls ein grosses Spektrum umfasst. Die Grande Dame ist genauso Objekt der männlichen Begierde wie die Jungdomina. Solange die Physis und körperliche Fitness es erlaubt, sind sogar einzelne Spielarten unabhängig vom Alter möglich. Viel entscheidender ist, dass die Leidenschaft für BDSM vorhanden ist. Das aber ist keine Frage des Alters!

Lady Sas: Wie nimmst Du die Entwicklung der SM- und Fetisch-Branche in den letzten Jahren wahr? Fällt Dir etwas besonders auf?

Violetta Stahl: Die SM- und Fetisch-Szene ist heute sicherlich vielschichtiger als noch vor 15 Jahren. Nicht zuletzt durch das Internet gibt es viel mehr Berührungspunkte, um sich zu informieren, Kontakte zu knüpfen und in die bizarre Welt einzutauchen. Das bereichert das Angebot. Ob Parties, Fashion oder Communities. Auch die Präsenz dieses Themas in den Medien ist heute ein ganz andere. Wer neugierig ist, hat deutlich mehr Möglichkeiten, seine Leidenschaft auszuleben als noch vor einigen Jahren. Spannend ist es auch zu beobachten, wie im Modedesign verstärkt Materialien verwendet werden, die aus der Fetisch-Szene stammen bzw. mit Fetisch und BDSM assoziiert werden. Auch das ist ein Indiz für die gewachsene Vielfalt.

Über die Entwicklung der SM-Szene

Lady Sas: Was meinst Du? Entwickelt sich der SM-Bereich weiter oder bleibt alles mehr oder weniger seit Jahren beim Alten? Wo beobachtest Du neue Ideen?

Violetta Stahl: Auch die SM-Szene unterliegt einem stetigen Wandel. Es gab immer neue Einflüsse, es gibt diese auch heute, es wird diese auch künftig geben. Die Neugierde der SMer und Fetischisten ist zum Glück nahezu grenzenlos. Jeder experimentiert gerne und bereichert somit die gesamte Szene. Natürlich muss man abwarten, wie sich Entwicklungen ausserhalb der SM-Szene mittelfristig auswirken werden. Die politischen Ansätze das Prostituiertengesetz zu verändern, hätten ganz klar Konsequenzen, wie man den Beruf der Domina ausüben kann. Auch die Auswirkungen auf den Betrieb von Studios, Locations und Clubs sind hier möglicherweise nicht unerheblich. Mein persönlicher Wunsch ist natürlich, dass dies kein Umfeld schaffen wird, in dem es schwerer werden wird, seine bizarren Leidenschaften auszuleben und somit die Vielfalt einschränkt wird.

Lady Sas: Letzte Frage: Hast Du Dir persönlich fürs neue Jahr etwas vorgenommen?

Violetta Stahl: Ich möchte auch weiterhin viele interessante Menschen kennenlernen, die wie ich Spass daran haben und neugierig sind, bizarre Sehnsüchte auszuleben. Gemeinsam BDSM zu leben, damit wir uns ein vielfältiges Umfeld schaffen, in dem wir lustvoll immer wieder Neues, auch über uns, in Erfahrung bringen können, ist ein ganz grosser Wunsch von mir fürs Neue Jahr.

Lady Sas: Liebe Violetta, herzlichen Dank für Deine Antworten.

Femdom Akademie Buch
Buchtipp
111 SM Spielideen Buch 1
Buchtipp
Keuschheitsguertel Training 1
Buchtipp
Sklaventraining 1 Buch
Buchtipp

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert